Gedanken für den Tag

von Bijan Khadem-Missagh. "Im Paradies-Garten - Gedanken zum Ridvanfest der Bahai". Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Bijan Khadem-Missagh, der in Teheran geborene Geiger und Dirigent der Academia Allegro Vivo, ist 1. Konzertmeister des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich, Professor am J. M. Hauer Konservatorium und Ehrenpräsident von GlobArt.

Der international anerkannte Musiker ist aber auch bekennender Bahai. Die weltweit etwa fünf bis acht Millionen Anhänger dieser Religion leben heute hauptsächlich in Indien, Afrika, Süd- und Nordamerika. In diesen Tagen feiern sie das Ridvanfest, das wichtigste religiöse Fest der Bahai, das sich über zwölf Tage erstreckt und an die Zeit der Verkündigung des Religionsstifters Baha'u'llah im "Garten Ridvan" in der Nähe von Bagdad im Jahre 1863 erinnert. Der Garten Ridvan gilt als Synonym für das Paradies.

Für gläubige Bahai markiert das Ridvanfest den Aufbruch in eine neue Zeit und den Beginn eines weiteren Kapitels in der Religionsgeschichte. Und es soll den Blick lenken auf eine zukünftige Welt, in der die Erde nur als ein Land und alle Menschen als seine Bürger betrachtet werden.

Um die Zukunft zu gestalten bedarf es einer Vision, wofür es sich lohnt, Mühen auf sich zu nehmen. Baha'u'llah, der Stifter der Baha´i-Religion, beschreibt die Aufgabe des Menschen mit dem Satz: "Alle Menschen wurden erschaffen, eine ständig fortschreitende Kultur voranzutragen".
Wenn ich einen Berg besteigen möchte, ist mein Blick hinauf zum Ziel gerichtet. Zurückzuschauen verlangsamt das Voranschreiten. Wenn ich über eine schmale Brücke eine Schlucht überqueren möchte, muss ich nach vorne schauen. Hinunterzuschauen erzeugt Schwindelgefühle.
Die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft hat in den vergangenen Jahrtausenden, von der kleinsten Zelle bis zur heutigen komplexen Welt, viele Stadien durchschritten - von der Familie als Keimzelle, über deren Vereinigung zu Sippen wurden Stämme, Völker, Nationen und Staaten. Der Zusammenschluss von Staaten zu größeren Einheiten kann der Beginn einer Entwicklung sein, die letztlich dazu führen wird "die Erde als nur ein Land und alle Menschen als seine Bürger" anzusehen.
Die globale Einheit und wechselseitige Abhängigkeit der Völker findet für mich als Musiker eine Parallele in der gemeinsamen Arbeit eines Orchesters. Einzelne Persönlichkeiten, unterschiedliche Instrumente und eine Vielfalt von Tönen und Rhythmen wirken zusammen, und formen so die neue Klangebene. Eine Voraussetzung dafür ist das aufeinander Hören.
Ich meine, das große Orchester der Menschheit umfasst alle Völker und Kulturen, die sich auf der Reise in die Zukunft befinden. Eine Zukunft, die schließlich die Erde zu einer gemeinsamen Heimat macht. Alle sind dabei, und auch ich zähle mich dazu und freue mich darauf. Aber bekanntlich beginnt man eine weite Reise wohl mit dem ersten Schritt.

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Titel: GFT 120425 Gedanken für den Tag / Khadem-Missagh
Länge: 03:49 min

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