Radiokolleg - Reisender, Vermittler, Internationalist

Der Barock-Komponist Johann Jakob Froberger (1). Gestaltung: Martin Adel

Am 9. Februar 1654 berichtet er seinem Freund Athanasius Kircher - dem bedeutenden Universalgelehrten am Collegium Romanum in Rom - von seinen Reisen durch Deutschland, die Niederlande, England und Frankreich. Mindestens zwei längere Aufenthalte sind für Italien belegt; während des ersten nimmt er Unterricht bei Girolamo Frescobaldi und freundet sich u.a. mit Giacomo Carissimi an.

Zweimal hat er den Posten des Hoforganisten am Wiener Hof inne. Auch Spanien soll er besucht haben; möglicherweise als Begleiter der musikbegeisterten Herzogin von Württemberg-Mömpelgard, auf deren Schloss er 1662 an den Folgen eines Schlaganfalls stirbt.

Nicht nur aus heutiger Sicht war sein Freundes- und Bekanntenkreis illuster. Neben Frescobaldi, Kircher oder Carissimi, stand er auch in enger Verbindung zu Louis Couperin, Denis Gaultier (dem hoch angesehenen Pariser Lautenisten) oder zu Constantijn Huygens, dem niederländischen Staatsmann und Bruder des berühmten Mathematikers, Astronomen und Physikers Christiaan Huygens.

Mit anderen Worten: er war eingebunden in ein beachtliches europäisches Netzwerk von führenden Gelehrten und politisch einflussreichen Persönlichkeiten - und nicht nur von herausragenden Komponisten.

Johann Jakob Froberger - das gehört zu den glücklichen Umständen seines Lebens - war Sohn des Stuttgarter Hofkapellmeisters Basilius Froberger. Sein Pech war allerdings, dass er 1616, zwei Jahre vor Beginn des Dreißigjährigen Kriegs geboren wurde und in jungen Jahren beide Eltern infolge einer Pestepidemie verlor. Seine weitere Erfolgsgeschichte in schwierigen Zeiten ist also zweifellos seinem kompositorischen Genie zuzuschreiben.

Obwohl sein Werk fast ausschließlich Instrumentalwerke (für Orgel, Cembalo und Clavichord) umfasst, hat er doch mit der Weiterentwicklung der Suite, der Spieltechnik und v. a. durch die Entwicklung der ersten und eindrucksvollen Charakterstücke zum Teil weit über seine Zeit hinausgegriffen.

Auch und gerade die Verarbeitung verschiedenster europäischer Stilelemente hat nachhaltig Komponisten wie Dietrich Buxtehude, Georg Muffat oder Johann Pachelbel beeinflusst und noch Johann Sebastian Bach beeindruckt. Frobergers Pech war jedoch wiederum, dass seine Werke zu einem wesentlichen Teil lange Zeit verschollen waren und - auch wiederum nur teilweise - erst in den 2000er Jahren aufgetaucht sind.

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