Gedanken für den Tag

Von Rudolf Taschner. "Die Entdeckung der Genauigkeit" - Zum 350. Todestag von Blaise Pascal. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Weil sich rational weder die Existenz Gottes beweisen noch widerlegen lässt, erfindet der französische Mathematiker, Physiker, Literat und christliche Philosoph Blaise Pascal den genialen Gedanken seiner "Wette": Es gilt, wie bei einer Wette entweder auf Gott zu setzen, oder gegen Gott zu setzen - und niemand kann sich vor dem Einsatz drücken.


Pascal und das Denken der Unendlichkeit

Dieser Tage vor 350 Jahren starb Blaise Pascal, Frankreichs größtes Universalgenie.
1 plus 3 ergibt 4, eine Quadratzahl. 1 plus 3 plus 5 ergibt 9, auch eine Quadratzahl. 1 plus 3 plus 5 plus 7 ergibt 16, die nächste Quadratzahl. Und bei 1 plus 3 plus 5 plus 7 plus 9 ist es genauso: Man erhält mit 25 die nächste Quadratzahl. Stimmt das immer? Ist die Summe der ungeraden Zahlen, von 1 beginnend bis zu irgendeiner ungeraden Zahl immer eine Quadratzahl?

Nicht dass Pascal beweisen konnte, dass dies tatsächlich immer zutrifft, ist das Interessante, sondern die Tatsache war faszinierend für Pascal, dass mit diesem Beweis eine Aussage über unendlich viele Rechnungen getroffen wurde. Denn die Aussage betrifft unendlich viele Summen: jene der ungeraden Zahlen von 1 beginnend bis zu irgendeiner der unendlich vielen denkbaren ungeraden Zahlen. Keine Maschine kann unendlich viel rechnen. Wohl aber der Mensch. Trotz seines endlichen Gehirns kann er Unendliches denken. Zwar nur ein wenig, doch selbst wenn es nicht viel ist, ein Ansatz bloß, ist es mehr als all das, was dem ganzen Universum außerhalb meiner selbst eigen ist.

Und dies trotz meiner Hinfälligkeit: "Der Mensch ist nur ein Schilfrohr", schreibt Pascal, "das schwächste der Natur, aber er ist ein denkendes Schilfrohr. Das ganze Weltall braucht sich nicht zu waffnen, um ihn zu zermalmen, ein Hauch, ein Wassertropfen genügen, um ihn zu töten. Doch wenn das Weltall ihn zermalmte, der Mensch wäre dennoch edler als das, was ihn tötet, denn er weiß ja, dass er stirbt. Das Weltall weiß davon nichts."

Im Denken des Geistes erfahren wir Unendlichkeit, im Denken des Gemüts die Überwindung des Todes.

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Titel: GFT 120817 Gedanken für den Tag / Rudolf Taschner
Länge: 03:49 min

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