Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

1. Oktober 2012, 14:05

Antibiotika - Vom Heilmittel zur Gesundheitsgefahr?

Sie gelten als eine der revolutionärsten Entdeckungen in der Medizin - und sie haben unzähligen Menschen das Leben gerettet. Antibiotika sind potente Helfern des Menschen, wenn es darum geht, Infektionskrankheiten - also Erkrankungen, die durch Bakterien verursacht wurden - zu bezwingen.
Rund 70 Jahre ist es her, dass Penicillin den Siegeszug der Antibiotika einläutete - wenn auch nicht als erstes, so doch als heute noch bekanntestes Antibiotikum. In den darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten wurde eine Fülle von antibakteriellen Substanzen entdeckt bzw. hergestellt. Bald glaubte man, den Infektionskrankheiten endgültig den Garaus gemacht zu haben. Doch das sollte sich als fataler Irrtum erweisen.
Die Bakterien wussten sich zu wehren. Sie veränderten sich - oft nur minimal - bewirkten aber damit, dass sie von den Antibiotika nicht mehr "erkannt" wurden und so der Abtötung entkamen - die Antibiotikaresistenz war geboren.
Die Menschen haben im Lauf der Jahrzehnte ein Übriges dazu getan, die Weiterentwicklung dieser Resistenzen zu fördern. Sei es durch unkritischen Einsatz von Antibiotika, durch zu kurze Einnahmedauer oder durch zu niedrige Dosierung. Die Folge sind kaum mehr zu behandelnde Infekte vor allem bei Intensivpatienten und bei Immunsupprimierten.
Doch Antibiotika helfen nicht nur Menschen. Sie werden auch in der Nutztierhaltung verwendet und zwar wie beim Menschen therapeutisch gegen Infektionskrankheiten, aber auch prophylaktisch bei ganzen Herden, um zu verhindern, dass eine bei einem Tier ausgebrochene Infektionskrankheit auf andere Herdenmitglieder übergreift. Und auch hier haben sich resistente Keime entwickelt. Für Menschen stellen diese jedoch keine Gefahr dar, betonen Experten. Der Antibiotika- wie auch der Keimgehalt in Lebensmitteln wird laufend kontrolliert und unterliegt festgesetzten Grenzwerten.
Ist eine Bedrohung durch den Konsum von mit Antibiotika behandelten Tieren völlig auszuschließen? Und können wir uns in Zukunft noch auf Antibiotika verlassen? Oder führt ihr häufiger Einsatz letzten Endes nur dazu, dass unbesiegbare Bakterien entstehen können?
Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger diskutiert mit seinen Gästen diesmal über die potenziellen Gefahren der Antibiotika und mögliche Auswege aus der Sackgasse Resistenzen.

Service

Primaria Univ.-Doz. Dr. Petra Apfalter
FÄ für Hygiene und Mikrobiologie, FÄ für Infektiologie und Tropenmedizin
Leiterin des Instituts für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin am a.ö. Krankenhaus der Elisabethinen Linz, im Vorstand der Österr. Gesellschaft für antimikrobielle Chemotherapie
Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin
Aö. Krankenhaus der Elisabethinen
Fadingerstraße 1
A-4020 Linz
Tel.: +43/732/7676/3693
E-Mail
Krankenhaus der Elisabethinen

Dr. Ulrich Herzog
Leiter des Bereiches II/B "Verbrauchergesundheit"
Bundesministerium für Gesundheit
Radetzkystraße 2
A-1030 Wien
Tel.:+43/1/71100/4824
E-Mail
Bereich Verbrauchergesundheit

Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES)
AURES Resistenzbericht 2010
Antibiotic Stewardship ABSGROUP
Europäisches Zentrum für Krankheitskontrolle
Infektionsnetz Österreich
Robert Koch Institut
AOK - Die Gesundheitskasse
Broschüre "Sichere Lebensmittel" der AGES

Hans-Reinhardt Brodt, "Antibiotika-Therapie: Klinik und Praxis der antiinfektösen Behandlung", Schattauer November 2012

"Kampf den Keimen", Spektrum Dossier der Wissenschaft 2011

Friedrich Hoffmann, "Tödliche Welten. Die unglaubliche Geschichte von drei Medizinern, die Millionen Menschen das Leben retteten", Verlag Herder 2010

"Der Mensch als Biotop - Die unsichtbare Welt der Mikroorganismen" - Infomappe zur Sendung "Radiodoktor-Medizin und Gesundheit" vom 17.8.2009
"Marketingstrategie oder verbriefte Sicherheit? - Wie aussagekräftig sind Gütesiegel für Lebensmittel?" - Infomappe zur Sendung "Radiodoktor - Medizin und Gesundheit" vom 12.3.2012

Sendereihe

• Radiodoktor - Medizin und Gesundheit