Gedanken für den Tag

8. Oktober 2012, 06:56

Die Idee

"Gaudet Mater Ecclesia" - "Es freut sich die Mutter Kirche", so hat der achtzigjährige Papst Johannes XXIII. am 11. Oktober 1962 mit kräftiger Stimme das II. Vatikanische Konzil eröffnet. Freude wird auch drei Jahre später das Signalwort im letzten Dokument dieses Konzils sein: Freude und Hoffnung, "Gaudium et spes".

Dazwischen liegen vier Sitzungsperioden mühevollen und spannungsreichen Ringens der katholischen Bischöfe aus der ganzen Welt. Des Ringens um eine Antwort der Kirche auf die Zeichen der modernen Zeit. Voller Mühen und Spannungen sind auch die fünf Jahrzehnte, die seit damals vergangen sind.

Doch dieses Konzil bleibt im Gedächtnis und in den Herzen Vieler, die es bewusst miterlebten, ein Aufbruch, verstanden als "Neues Pfingsten", als Intervention des Geistes Gottes. - "Zitternd vor Bewegung und zugleich mit demütiger Entschlossenheit" - mit diesen Worten hatte der als Zwischenlösung gedachte Roncalli-Papst drei Monate nach seiner Wahl die Kurienkardinäle mit seinem Entschluss konfrontiert, ein allgemeines Konzil einzuberufen. "Jetzt ist er völlig verrückt geworden!", sagten die Granden des Vatikan - und sogar sein Freund Gianbattista Montini, der spätere Papst Paul VI., wird mit dem saloppen Ausspruch zitiert, "dem alten Knaben" sei gar nicht bewusst gewesen, "in welches Hornissennest er gestoßen" habe.

Aber die Welt "draußen", und nicht nur die katholische, hat aufgehorcht und aufgeatmet. Von dieser Kirche war etwas zu erwarten! "Schon erhebt sich die Morgenröte eines anbrechenden Tages", sagte Johannes in der Eröffnungsansprache, "und die Strahlen der aufgehenden Sonne berühren unser Gemüt." Sie berühren mich und viele andere noch immer, auch wenn Wolken oft diese Morgenröte verdunkeln.

Service

Buch, Hubert Gaisbauer, "Ruhig und froh lebe ich weiter", Wiener Domverlag

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