Da capo: Tonspuren

"Irgendwann ist man dann nolens volens Schriftsteller." Der Südtiroler Autor Kurt Lanthaler

Schon die Geburt war eine Katastrophe, da es nicht vorgesehen war, dass Kurt Lanthaler am 9. November 1960 das Licht der Welt erblicken sollte. Doch die Hebamme hatte es eilig, am Tag zuvor war John F. Kennedy zum Präsidenten der USA gewählt worden und wegen des knappen Ausgangs kam das Baby mit dem Wahlergebnis, erzählte zumindest die Mutter. Letztlich ist der 9. November kein idealer Tag, eine Flasche Wein zu öffnen. Dazu kam, dass sich der Geburtsort Bozen, Südtirol, zu einem besonderen Schauplatz des Kalten Kriegs entwickelte. Bomben erschütterten das Land, Menschen wurden gefoltert. Immerhin lernt das Kind Kurt drei Sprachen. Die Mutter spricht rätoromanisch, der Vater deutsch, das Italienische ist (noch) die Amtssprache. Diese Dreisprachigkeit benennt Kurt Lanthaler als eines seiner "großen Glücke", die ihm durch Zufall zugewachsen sind.

Ein weiterer Zufall, Lanthaler war längst nach Berlin übersiedelt, ereignet sich 1991 in der Bozner Dantestraße oder Via Dante, als er eingeladen wurde, für die deutsche Beilage der italienischen Tageszeitung Il Mattino einen täglich erscheinenden Fortsetzungsroman zu schreiben. Dafür erfand er den Seeman und Fernfahrer Tschonnie Tschenett, der die Geschäfte von Alt-Nazis und Faschisten stört, ins Fadenkreuz rivalisierender Geheimdienste gerät und am Ende froh sein muss, mit heiler Haut davonzukommen. Die Buchausgabe wurde 1993 ein Bestseller, der Erfolg hat vier weitere "Tschonnie-Tschenett-Romane" neben Erzähl- und Gedichtbänden und anderen Romanen provoziert.

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