Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

ELGA - Wird endlich gut was lange währte?!

Sendungsvorbereitung: Martin Rümmele
Moderation: Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

ELGA - Wird endlich gut was lange währte?!

Wir haben erstmals im Juli 2007 über ELGA berichtet. Diese elektronische Gesundheitsakte wurde so konzipiert, dass Notfalldaten, aktuelle und zurückliegende Erkrankungen, Befunde, eingenommene Medikamente und natürlich auch die Behandlungen der betreuenden Ärzteschaft etc. dokumentiert werden. Dies ist einer der Knackpunkte in der Diskussion. Erstmals wären Ärztinnen und Ärzte mit "nur einem Knopfdruck" überprüfbar.

Nach eineinhalb Jahren politischer Verhandlungen und noch viel mehr Zeit in der Planung und Entwicklung haben SPÖ und ÖVP nun ELGA auf den gesetzlichen Weg gebracht. Ende 2013 soll mit der konkreten Umsetzung begonnen werden. Doch kaum waren die Einigung und der Gesetzesentwurf vorgestellt, hagelte es erneut Kritik. Wie schon davor, vor allem von Seiten der Ärzteschaft.

Und das, obwohl ELGA-ähnliche Systeme in Österreich schon gute Dienste leisten.
Immerhin funktioniert dieses System innerhalb der Niederösterreichischen Krankenhausholding mit 27 Spitälern bereits seit geraumer Zeit.
Tatsache ist, dass die Gesundheitsakte keine einheitliche, geschlossene Akte und irgendwo auf alle Zeit gespeichert ist. Vielmehr werden Daten - dort wo sie erhoben werden - gesammelt. Unter bestimmten Voraussetzungen und nur nach Einwilligung der betroffenen Person können dann die entsprechenden Unterlagen von befugten Personen eingesehen werden.
Für die Ärzte gibt es nur eine Verpflichtung zur Speicherung von vier Befunddaten: Entlassungsbriefe aus dem Spital, Labor- und Radiologie-Befunde sowie verschriebene Medikamente. Übrigens haften Ärztinnen und Ärzte, wenn sie aufgrund einer Nicht-Verwendung von ELGA-Daten einen Fehler machen, weil sie nach dem jeweiligen Stand der medizinischen Forschung behandeln müssen. Allein aus diesem Grund ist die Debatte schwer nachvollziehbar.
Für die Ärztekammer ist das derzeitige Gesetz nach wie vor ungenügend - sie fordert vor allem Freiwilligkeit für die Patienten.
Paul Hajek, ärztlicher Direktor des Landesklinikums Wiener Neustadt und einer der ersten, die ELGA-ähnliche Systeme bereits erproben, hat damit gute Erfahrungen gemacht. Daher warnt er vor folgendem Szenario: Wenn man sich für ELGA anmelden muss, würden dies viele derzeit gesunde Personen nicht tun und das später als Kranke bereuen.
Die Niederösterreichische-Spitalsholding hat ein ELGA-System bereits im Vollbetrieb und die Akzeptanz ist laut Paul Hajek enorm. Er fordert allerdings ebenso wie die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz alles zu unternehmen, um den Datenschutz sicher zu stellen.

Die beiden Befürworter diskutieren zusammen mit dem ELGA-kritischen Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer, Artur Wechselberger, bei Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger über die Gesundheitsakte und deren bevorstehende Umsetzung in die Praxis.

Service

Dr.in Sigrid Pilz
Patienten- und Pflegeanwältin Wien
Schönbrunnerstr. 108/Eingang Sterkgasse
A-1050 Wien
Tel.: +43/1/587 12 04
E-Mail
Patienten- und Pflegeanwaltschaft Wien

Dr. Artur Wechselberger
Präsident der Österreichischen Ärztekammer
Weihburggasse 10-12
A-1010 Wien
Tel.: +43/1/51406-0
E-Mail
Österr. Ärztekammer

Präsident der Ärztekammer für Tirol
Anichstr. 7/1. Stock
A-6020 Innsbruck
Tel.: +43/512/52058-0
E-Mail
Ärztekammer Tirol

Dir. Prim. Univ.-Doz. Dr. Paul Hajek
Ärztlicher Direktor des Landesklinikums Wiener Neustadt; zuständig für Pilotbetrieb Elga in NÖ-Landesklinikenholding
Corvinusring 3-5
A-2700 Wiener Neustadt
Tel.: +43/2622/9004/2204
E-Mail
LK Wiener Neustadt


ELGA GmbH
Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit
Informationen der Österreichischen Ärztekammer
Initiative ELGA
"Doktor in Wien" - Mitteilungen der Ärztekammer für Wien
Informationen auf gesundheit.gv.at

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