Gedanken für den Tag

Von Lise Abid. "Gedanken zum islamischen Opferfest". Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

In diesen Tagen feiern Musliminnen und Muslime das Opferfest, das größte Fest im islamischen Kalender. In Europa merkt man davon vielleicht weniger, denn viele gläubige Muslime und Musliminnen sind zur Zeit des Festes gar nicht hier - sie sind zur Pilgerfahrt nach Mekka aufgebrochen, der sogenannten Hadsch.

Diese Pilgerfahrt nach Mekka ist eine der sogenannten "Säulen des Islam" - eine spirituelle Reise, die das menschliche Leben und Streben symbolisiert, und an deren Ende göttlicher Lohn und Vergebung in Aussicht stehen.

Bei ihrer Ankunft im heiligen Bezirk umkreisen die Pilger und Pilgerinnen die Ka'ba, jenes würfelförmige Gebäude in Mekka, das nach islamischem Glauben schon seit den Anfängen der Menschheit eine Stätte der Anbetung ist: ein leerer Bau aus Steinquadern, als Fokus für das Erahnen von Transzendenz.

Es war Abraham, der mit seinem Sohn Ismael das urtümliche Gotteshaus wieder errichtet haben soll. Doch wie kam der Prophet Abraham nach Mekka? Als er Hagar, die Mutter seines Sohnes Ismail, mit ihrem Kind in der Wüste aussetzte, tat er das nicht etwa wegen der Eifersucht seiner Gattin Sarah - obwohl auch diese zutiefst menschlich war - sondern nach islamischem Glauben folgte er einer göttlichen Inspiration. Hagar wusste das, doch ihr Gottvertrauen sollte geprüft werden. Als der Wasservorrat zu Ende ging, lief sie verzweifelt zwischen zwei Hügeln hin und her und hielt Ausschau nach rettendem Nass. Vergeblich - doch als sie erschöpft zu dem Knaben zurückkehrte, sprudelte unter dessen strampelnden Füßen eine Quelle hervor. An der wundersamen Wasserstelle entstand eine Ansiedlung. Nach der islamischen Überlieferung kam Abraham auf Besuch und erbaute gemeinsam mit Ismael die Ka'ba.

Bis heute trinken die Pilger und Pilgerinnen aus der Quelle Zamzam und eilen siebenmal zwischen den Hügeln Safa und Marwa hin und her: zur Erinnerung an eine Frau, die nicht aufgeben wollte und die nach der Substanz des Lebens suchte, bis sie sie gefunden hatte.

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Titel: GFT 121025 Gedanken für den Tag / Lise Abid
Länge: 03:48 min

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