Da capo: Tonspuren

"Ein großer Fehler?" 16 Schülerinnen und Schüler schreiben einen Roman. Feature von Eva Roither

Eine Geschichte zu erfinden, ist nicht schwer. Sie zu Papier zu bringen, auszuformulieren, nach Kapiteln zu ordnen, das ist schon schwieriger. Aber all das von jemandem zu verlangen, für den das ungefähr so interessant ist, wie Grashalme zu zählen, das scheint ein aussichtsloses Unterfangen.

Das Literaturhaus Niederösterreich, in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, versucht es trotzdem: Schüler/innen der Pflichtschulen, vorzugsweise der 2. und 3. Leistungsgruppe einer Hauptschule, sollen einen Roman schreiben. Nicht alleine, sondern gemeinsam mit einem/r österreichischen Autor/in. Antonio Fian hat in den vergangenen Jahren mit der Hauptschule Hainfeld so ein Buch verfasst, Angelika Reitzer mit der Hauptschule St. Pölten-Viehofen.

Dieses Mal erarbeitet der Musiker und Autor Christoph Mauz mit Schüler/innen der Hauptschule Furth bei Göttweig einen Roman. In sechs Einheiten, die als fixer Bestandteil des Unterrichts gelten. So müssen sich alle 16 Schüler/innen der 4. Klasse daran beteiligen, ob sie wollen oder nicht. Der Zwang hat etwas Gutes, denn er sorgt für Überraschungen. Schüler der 2. Leistungsgruppe, deren Interesse für Rechtschreibung und Grammatik eher auf Sparflamme flackert, beginnen nun, Figuren zu entwickeln, sich Schauplätze auszudenken, Orte zu beschreiben. Worte und Sätze werden abgewogen: Soll der Herbsttag "düster" sein, oder besser "sonnig"? Soll die Geschichte in Furth spielen oder besser anderswo? Darf man "verarscht"schreiben, oder "Kotze"?

Christoph Mauz greift ein, wo die Geschichte, die von so vielen Köpfen ausgedacht wird, auseinanderzufallen droht. Er hilft mit Anfangssätzen auf die Sprünge. Obwohl auch in diesen Einheiten viel in die Luft und auf das Handy geschaut wird, in der Hoffnung, die Stunde möge bald vorübergehen, ist an deren Ende dann doch ein Romankapitel entstanden. Und zwar ein richtig gutes. Der Text soll ja schließlich etwas werden, er wird am 16. Dezember im Unabhängigen Literaturhaus Niederösterreich öffentlich präsentiert und das Buch wird unter dem Titel "Ein großer Fehler?" publiziert.

Die Klassenlehrerin zeigt sich zufrieden: "Viele Jugendliche werden so etwas in ihrem Leben nie mehr machen können."

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