Radiogeschichten

"Karen". Von Alexander Kielland. Aus dem Norwegischen von H. G. Kemlein. Es liest Martin Horn

Karen heißt die Bedienung im Gasthof Krarup-Krug. Sie ist ein junges Mädchen, klein und zierlich, hübsch, wortkarg und ernst. Egal, wie viel zu tun ist, sie behält immer die Übersicht und verrichtet ruhig ihre Arbeit. Eines Tages aber, als der Postmeister, ein großer, gut aussehender Mann, in den Gasthof kommt, ist Karen kaum wiederzuerkennen: Völlig konfus verwechselt sie die Bestellungen und macht einen Fehler nach dem anderen.

Alexander L. Kielland (1849 - 1906) stammte aus einem alten, einflussreichen Kaufmannsgeschlecht und gehörte zu jenen skandinavischen Autoren des 19. Jahrhunderts, die sich dem Realismus verschrieben hatten. Wie seine literarischen Mitstreiter setzte er sich kritisch mit den Klassenunterschieden der damaligen Gesellschaft auseinander. Hauptangriffspunkte seiner Kritik, die er mittels scharfer Kontraste und typisierender Personendarstellungen zum Ausdruck brachte, waren das Schulwesen, die Heuchelei in Kirche und Bürgertum, vor allem jedoch die Kluft zwischen Arm und Reich.

Kielland zählt neben Henrik Ibsen, Björnstjerne Björnson und Jonas Lie zu den sogenannten "Großen Vier" der norwegischen Literatur des 19. Jahrhunderts und wird noch heute für seine stilistische Meisterschaft gerühmt.

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