Logos - Theologie und Leben

"Unter Wasser atmen lernen" - Ein spiritueller Tauchgang mit Richard Rohr (2). Gestaltung: Johannes Kaup

Menschen, die mit ihrer Wirklichkeit, ihrer Wahrheit und mit Gott nicht in Beziehung stehen, suchen normalerweise auf anderen Wegen die Leere zu füllen. Viele fallen dabei von der ungestillten Sehnsucht in die Sucht. In der Sinnkrise werden sie krank. Sie werden unfrei und geraten in ein Netz voller Abhängigkeiten, die sich selbstzerstörerisch auswirken. Man muss den Grund für dieses Verfallen-Sein an die Süchte erkennen, um ihnen effektiv entgegentreten zu können.

"Wir müssen lernen, geistig unter Wasser zu atmen", sagt der viel gelesene US-amerikanische Franziskaner Richard Rohr, der sich mit zahlreichen spirituellen Bestsellern auch im deutschen Sprachraum einen Namen gemacht hat: "Wenn wir unser Leid und das Leid der Welt verändern wollen, müssen wir die Sprache der Transformation verstehen lernen. Und zur Wandlung gehört zunächst, dass man sich schonungslos ehrlich und wahrhaftig seiner Wirklichkeit stellt. Wer bin ich, abseits meiner Ideale und Projektionen, abseits meiner Urteile und meines Selbstbildes?"

Für Richard Rohr ist authentische Religion ein wesentlicher Grundpfeiler des Wandlungsprozesses. "Religere" heißt lateinisch wiederverbinden, wieder zusammenfügen, was zerbrochen war. Es geht Rohr darum, das eigene kleine Ego mit seinem großen Ursprung wieder zu verbinden. Es geht ihm um die Rückkehr in die Gottesbeziehung, in die innere Erfahrung und Erkenntnis, dass man die ganze Zeit gehalten war, ohne sich dessen bewusst zu sein. Echte Religion soll den Menschen dazu bringen, aus seinem falschen Selbst zurückzukehren in seinen Ursprung, wo er zwar die ganze Zeit schon war, es aber noch nicht erkannte.

Ein Weg dazu ist für Rohr das "12-Stufen-Programm" der Anonymen Alkoholiker, das an die psychologisch feinsinnigen Laster- und Tugendlehren der frühchristlichen Wüstenväter erinnert.

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