Gedanken für den Tag

Von Stefan Haider. "Göttlich lachen". Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Nach der Wahl von Benedikt XVI. zum Papst habe ich einmal bei einem Auftritt gesagt, dass ich mich sehr über diese Wahl und über den neuen Papst freue. Die ganze Sache würde mich auch ein bisschen an die Rolling Stones erinnern - einfach schön, wenn sich ältere Menschen eine sinnvolle Beschäftigung finden.

Das war zwar ein sicherer Lacher, aber es sind danach auch Menschen zu mir gekommen, die mich gefragt haben, wie ich mir eine derartige Verunglimpfung des Papstes erlauben könne. Papst sein - das ist wohl mehr als eine sinnvolle Beschäftigung. Und ein Papst sollte doch den Niederungen einer Kabarettbühne enthoben sein, so dass solche Pointen von vornherein abzulehnen wären.

Humortheoretisch handelt es sich bei meiner Pointe um eine "komische Wertminderung". Etwas Großes, Erhabenes wird in einen banalen Kontext gestellt und reizt so zum Lachen. Nur: Darf man das? Scherze über Glaube und Religion? Wir kennen mittlerweile ja die mitunter mörderischen Konsequenzen, wenn sich gläubige Menschen in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen.

Ich glaube, ich darf das. Der jüdische Monotheismus entzauberte in seiner Schöpfungserzählung schon vor über 2500 Jahren alle damals gängigen Götter wie Sonne, Mond und Sterne und ordnete sie einem Höchsten unter. Und diese Schöpfungsgeschichte steht auch gleich auf der ersten Seite der christlichen Bibel. Egal wie groß und ehrwürdig die Dinge auch erscheinen mögen - es sind und bleiben vorletzte Dinge. Veränderlich, verbesserbar und vergänglich.

Und über vorletzte Dinge darf auch gescherzt und gelacht werden. Im besten Fall kann so der Humor den Glauben vor Fundamentalismus schützen. Und der Glaube wird ihm dankbar sein dafür. Mir ist ein lachender Glaube jedenfalls lieber als ein todernster.

Service

Stefan Haider - shake it, baby!

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Vorlage: Peter Shaffer
Album: CINEMA GALA - CLASSICS III / MUSIK VON MOZART ALS FILMMUSIK
Titel: Amadeus : Symphonie Nr.29 in A-Dur KV 201 < 186a > / daraus der 1.Satz : Allegro moderato
Orchester: Academy of St.Martin in the Fields
Leitung: Sir Neville Marriner
Länge: 02:20 min
Label: Decca 4212692

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