Gedanken für den Tag

Von Julya Rabinowich. "Vaterbild, Trauerweg und Neuanfang" - Der Blick zurück, der Blick nach vorn in Kunst und Leben. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Ich habe mir nun eine Woche lang Zeit genommen, um die Vergänglichkeit, deren Überwindung und das Loslassen näher anzusehen. Der Schmerz ist das, was uns in gewisser Weise erst menschlich macht, verletzlich, dafür kreativ und wandelbar. Aber die Überwindung dieses Schmerzes macht uns freier, verständnisvoller, stärker. Es gibt kein Allgemeinrezept für diese Überwindung, und jeder muss den Weg für sich selbst suchen, aber wenn man in sich hineinhört - und sich auch Hilfe holt, wenn man zu weit abgedriftet ist, ja, auch das passiert natürlich, denn der Mensch kann nicht alles tragen, vor allem nicht ganz allein! - dann wird man herausfinden, was einen leitet. Ich habe großes Vertrauen in die Selbstheilungskräfte, ich habe es wieder und wieder an Patienten erlebt, die als Flüchtlinge durch die Hölle auf Erden gegangen waren, und dennoch darum kämpften, für sich - und vor allem für ihre Kinder - wieder zu sich zu kommen. Ob es nun Kunst ist, oder Gebet oder Meditation - jedenfalls ein transzendenter Akt des Loslassens und gleichzeitigen Konzentrierens.

Mein Abschließen mit der Vergangenheit als Tochter eines verschwundenen Vaters war jedenfalls dieses Projekt, das mich mit ihm auf Augenhöhe hob. Das Teilen seiner Arbeit mit der Öffentlichkeit, in einem Museum, so, wie es ihm wichtig gewesen wäre. Die ausgestellten Werke, Ausschnitte aus seiner kurz währenden, aber umso intensiveren Schaffenszeit von nur 10 Jahren 1978 bis 1988 - sind Teil meiner Vergangenheit und tragen nun seine Präsenz in die Gegenwart weiter. Sie sind zwar Echos meiner Kindheit. Getrennt von meiner eigenen Geschichte jedoch sind dies Arbeiten eines zeitgenössischen Künstlers, der noch die alte Ordnung von Ost und West miterlebt und mitgestaltet hatte, einer, der die europäische Kunstgeschichte liebte. Seine Anfänge und sein Schlussstrich.

Service

Ausstellung, "meeting jedermann: rabinovich revisited", 28.2. - 26.5.2013, Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Dorotheergasse 11

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Michail Glinka/1804 - 1857
Vorlage: Nestor Kukolnik/1809 - 1868
Bearbeiter/Bearbeiterin: Mischa Maisky /Arrangement
Album: VOCALISE - RUSSIAN ROMANCES: MISCHA MAISKY SPIELT RUSSISCHE LIEDER
Titel: Zhavoronok / Bearbeitung für Violoncello und Klavier
Anderssprachiger Titel: Die Lerche
* Moderato
Solist/Solistin: Mischa Maisky /Violoncello
Solist/Solistin: Pavel Gililov /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: DG/Universal 4775743

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