Salzburger Nachtstudio

"Biopolitik - Herrschaft oder Hilfe?"
Gestaltung: Michael Reitz

Der Begriff Biopolitik, entstanden in den 1970er Jahren, erfährt in letzter Zeit immer stärkere Resonanz. Sein Spektrum reicht von der Asyl-Politik über die AIDS-Prävention, Fragen der Lebensmittelkontrolle, des Jugendstrafrechts so-wie der Problematik moderner Gentechnologie.

Eine zentrale Rolle spielt dabei der 1984 verstorbene französische Philosoph Michel Foucault. Er diagnostizierte eine Zäsur in der politischen Praxis, die nach seiner Auffassung im 17. Jahrhundert begann. Bis dahin, so Foucault, bestand Herrschaft in direkter Repression. Sie wurde in der Neuzeit von einer Form der Herrschaft überlagert, deren Ziel die Verwaltung und Sicherung des Lebens sei. Ihr Zweck: Menschen besser kontrollieren zu können.

Durch die biotechnische Revolution der letzten zwei Jahrzehnte scheint ein Eingriff in die Mikroprozesse des Lebens zu therapeutischen Zwecken in den Bereich des Machbaren zu rücken. Im Zuge dieser Entwicklung ist die neue Disziplin der Biopolitik entstanden. Befürworter von Stammzellforschung, Klonen oder Präimplantationsdiagnostik sehen hier Möglichkeiten, jahrhundertealte Menschheitsprobleme endlich lösen zu können. Die Kritiker sehen ethische Fragestellungen im Vordergrund: Manipulationen biologischen Lebens könnten weitreichende gesellschaftliche Folgen haben. Wie wird zum Beispiel darüber entschieden, wer eine Gentherapie in Anspruch nehmen darf? Wird in Zukunft bei jeder Einstellung ein Gentest verlangt werden? Wie sieht es mit der Selbst-beschreibung des Menschen aus, wenn er nur über seine Eigenschaften als medizinisch-biologisches Wesen definiert wird?

Service

InterviewpartnerInnen:

Juli Zeh (Schriftstellerin)
Thomas Lemke (Soziologe)
Volker Gerhardt (Philosoph)
Marcus Düwell (Bioethiker)
Petra Gehring (Philosophin)
Eva Geulen (Literaturwissenschaftlerin)
Robert Pfaller (Kulturwissenschaftler)

Sendereihe