Zeit-Ton

4. März 2013, 23:03

Bernhard Gander neu auf CD. - Das ist ein trefflicher Griff, diese schrägbunte Werkauswahl von Stücken aus jüngerer und jüngster Zeit: Bernhards beste Seiten/Saiten. Sollte jemand vermuten, das alles käme nur so aus dem Bauch, irrt er gewaltig. Bauch gibt es auch, wo es darauf ankommt. Sonst aber tummeln sich in dieser vitalen Musik allerlei kompositorische Finessen klanglicher wie rhythmischer Provenienz. Mehr oder weniger verborgene Zitate und Allusionen bereichern das Hörvergnügen, schöne Worte entpuppen sich als fiktive Schimpfkanonaden.

Hand- und Heimwerker Gander baut brillant holpernde Drei-zu-Vier-Proportionen, in Summe ist das die unheilvolle Sieben, und da sind wir schon, horribile dictu, bei der Offenbarung des Johannes. Eine Katastrophenstory, anstatt koordiniert zu fliegen, stürzen die singenden Engel mehrheitlich ab und sind obendrein schmutzig. Letztlich aber doch vielleicht lovely monsters, die da durch das Orchester toben. Was denn sonst, Gander ist ausgepichter Horrorfilmfan, nebenbei hat er Höhenangst. Hoffnungslos eingesperrt. Besser aber schleunigst "wegda", und man landet richtig bei der ehemaligen Innenministerin Fekter, artikuliert man den Namen schlampig österreichisch. Eine Maria nicht im Dornwald, aber Lorbeer bekränzt, und die kein Monster sein will.

Damit kommen wir crescendo wieder zum Horror, zum unberechenbaren Hulk, der jäh zu Hukl oder Khul permutiert und dann ganz anders aussieht. Wem das erquicklich dünkt: viel Vergnügen mit der neuen Kairos-CD.

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton