Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

8. März 2013, 19:05

1. Hitlers prägende Münchner Jahre 1918-1920

Am kommenden Dienstag ist der 75. Jahrestag des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich. Am Abend des 11. März 1938 übernahmen die Nationalsozialisten in Salzburg die Macht, in den Morgenstunden des 12. März überschritt die deutsche Wehrmacht die Grenze. In den folgenden Tagen wurde ganz Österreich von den deutschen Truppen vereinnahmt. Schon zwei Jahrzehnte zuvor hatte Adolf Hitler in München erstmals öffentlich argumentiert, dass Österreich zum Deutschen Reich gehöre. Damals war Hitler als einfacher Soldat beim Militär tätig. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im November 1918 bis zur Auflösung des alten Heeres im März 1920 war Hitler beim Militär geblieben und hat dort entscheidende Kompetenzen für seinen späteren Aufstieg erworben. Diese anderthalb Jahre Hitlers in München sind die am wenigsten erforschte Phase im Leben des späteren Diktators. Der Salzburger Historiker Othmar Plöckinger hat diese biographische und ideologiegeschichtliche Lücke nun geschlossen. Mit Othmar Plöckinger, Historiker, Salzburg und Institut für Zeitgeschichte, München. Autorin: Maria Mayer.

Buchtipp: Othmar Plöckinger: Unter Soldaten und Agitatoren. Hitlers prägende Jahre im deutschen Militär 1918- 1920, Verlag Ferdinand Schöningh 2013.

2. NS-Agrarpolitik und Bauernalltag

Die Zeit des Nationalsozialismus veränderte das Leben der Bauern in Österreich drastisch. Der sogenannte "Reichsnährstand" unterstellte die gesamte Landwirtschaft einem Zwangskartell und unterjochte mit seinen Gesetzen und Vorgaben jeden einzelnen Hof bis ins Familienleben hinein. Der Bauernalltag und die Agrarpolitik in der NS-Zeit wurden bisher wenig erforscht. Im Projekt "Macht vor Ort" rekonstruiert der Historiker Ulrich Schwarz jetzt -als Fellow am IFK- am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien - die Situation in neun Gemeinden im damaligen Reichsgau Niederdonau. Der Historiker ist zufällig in einem Archiv im südlichen Niederösterreich auf wertvolles Quellenmaterial gestoßen. Mit Ulrich Schwarz, Historiker. Autorin: Ulrike Schmitzer.

3. Die Belasteten - Wie Angehörige mit den Euthanasiemorden umgegangen sind

200.000 Menschen haben die Nationalsozialisten ermordet, weil sie geistig oder körperlich behindert waren. Bei den von Hitler forcierten, sogenannten Euthanasiemorden machten Ärzte, Krankenschwestern und Verwaltungsbeamte gemeinsame Sache. Ihre Rolle ist von den Historikern schon gut untersucht. Weniger gut die Rolle, die die Angehörigen dabei gespielt haben. Wie ambivalent sie sich verhalten haben, zeigt ein neues Buch. Mit Götz Aly, Historiker, Heidelberg. Autor: Lukas Wieselberg.

Buchtipp: Die Belasteten", Fischer Verlag.
Interview mit Götz Aly: science.ORF.at

4. Wendeband - Aufzeichnungen von Holocaust-Überlebenden

Zeitzeugen und Zeitzeuginnen sind die sprechenden Quellen der historischen Forschung. Sie tragen außerdem dazu bei, das Wissen über die Gräueltaten der Nationalsozialisten an die Öffentlichkeit zu vermitteln und so im kollektiven Gedächtnis zu bewahren. Seit 2011 gibt der "Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus" die Buchreihe "Erinnerungen" heraus, in der die Lebensgeschichten von Opfern des nationalsozialistischen Terrorregimes festgehalten werden. Der neueste Band dieser Serie wurde gestern Abend bei einer Veranstaltung im Psychosoziales Zentrum ESRA präsentiert. Dabei handelt es sich um einen zweisprachigen "Wendeband", der die Aufzeichnungen von 30 Überlebenden des Holocaust versammelt. Mit Katja Sturm-Schnabl, Kärntner Slowenin, Slawistin und Kulturwissenschaftlerin.

Buchtipp: Dr.in Renate Meissner (Hrsg.) Erinnerungen. Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus. Band 2. Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus. 2012

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