Gedanken für den Tag

von Klaus Küng, römisch-katholischer Bischof in St. Pölten. Gedanken zur Wahl eines neuen Papstes. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Ich war noch nie bei einem Konklave dabei. An sich unterliegen die dortigen Vorgänge dem Siegel der Verschwiegenheit, was verständlich ist. Weder während noch nach einem Konklave dürfen Informationen über die Beratungen dort nach außen getragen werden. Denn es war immer ein wichtiges Anliegen, dass so ein Konklave ohne Beeinflussungen von außen sich entfalten kann und zu einer Entscheidung findet, die ausschließlich mit dem Blick auf das Wohl der katholischen Kirche getroffen werden soll. Im Mittelalter, aber auch in der Neuzeit, gab es diesbezüglich des Öfteren große Probleme - z. B. hatte der österreichische Kaiser ein Vetorecht.

Aber wie geht das alles wirklich vor sich? Trotz aller Diskretion ist das in etwa bekannt.

Bereits vor dem Konklave (und in das Konklave hinein) geht es zum einen um die Einschätzung der Lage in der Kirche: Was braucht es? Welches sind die großen Anliegen, Probleme, die anstehen? Wen braucht es, welche Eigenschaften sollte der zukünftige Papst haben, um die anstehenden Fragen lösen zu können?

Zum anderen geht es in dieser Zeit sicher um ein gegenseitiges Sich-Kennen-Lernen. Manche Kardinäle sind auf Grund ihrer bisherigen Aufgaben bereits bekannt, andere werden es gerade durch diesen Prozess der Situationsanalyse und dem Gedankenaustausch gemeinsam in den Vollversammlungen oder in kleinen Gruppen, am Rande der Versammlungen.

Als Kardinal Joseph Ratzinger vor acht Jahren zum Papst gewählt wurde, waren ohne Zweifel seine Wortmeldungen beim Konklave und bei den vorangegangenen Begräbnisfeierlichkeiten von entscheidender Bedeutung. In den Augen vieler war er derjenige, der die Lage der Kirche am besten kannte und dem die Umsetzung des II. Vatikanums ein ganz besonders großes Anliegen war. So kam es zu seiner Wahl trotz fortgeschrittenen Alters nach einem der kürzesten Konklave der Geschichte. Und so viel konnte man erfahren: Teilnehmer am Konklave erzählten, sie hätten das Wirken von Gottes Geist fast spürbar erfahren können. Und auch die Wahl dieses neuen Papstes ist, so vertraue ich als katholischer Christ und Bischof, mehr als einfach nur Menschenwerk.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Antonio Vivaldi/1678 - 1741
Titel: Konzert für Violoncello, Streicher und B.c. in h-moll RV 424
* Allegro non molto - 1.Satz (00:03:45)
Cellokonzert
Solist/Solistin: Heinrich Schiff /Violoncello
Orchester: Academy of St.Martin in the Fields
Leitung: Iona Brown
Ausführende: Ian Watson /Cembalo
Ausführende: Denis Vigay /Violoncello
Länge: 02:00 min
Label: Philips 4111262

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