Gedanken für den Tag

von Peter Paul Kaspar, Musiker, Schriftsteller und Künstler/innenseelsorger. Das Hochamt der Kunst - Zum gestrigen 200. Geburtstag von Richard Wagner

Wenn man als zentrale Idee einer Religion die Erlösung ansieht, dann erscheint Wagners Lebenswerk als Pilgerfahrt in zehn Etappen: Den vierteiligen "Ring des Nibelungen" mag man wie eine eigene aus der germanischen Mythologie schöpfende Serie sehen - ein Vorläufer der Serienproduktionen des Fernsehens und des heute überschwappenden Multimedialbetriebes. Dazu kommen sechs große Werke für sein neues im Entstehen begriffenes Musiktheater. Vereinfachend wird das heute "Oper" genannt. Tatsächlich ist jedoch Wagners Ambition viel weiter reichend als nur für einen Opernabend.

Es ist die Sehnsucht nach Erlösung, sowohl in Versagen und Entsagung, als auch in der Erfüllung. Sie zieht sich durch sein musiktheatralisches Schaffen: Holländer, auf der Flucht wie der viel zitierte "ewige Jude" - Tannhäuser auf dem Weg vom Venusberg über Rom zur Erlösung - Lohengrin, den weibliche Neugier zurück in seine männerbündische Gralsburg treibt - Tristans und Isoldes Erlösung im Liebestod - die Genesung am Deutschen Wesen in den Meistersingern - und zuletzt die Bühnenliturgie des Parsifal. Hier wird eine spartenübergreifende künstlerisch-weltanschauliche Gesamtliturgie gefeiert.

Wagner wühlt im germanischen und christlichen Mythenschatz und überformt das Gefundene. Getrieben von den eigenen Wünschen, Ängsten, Obsessionen, Neurosen und Sehnsüchten, schafft er musiktheatralische Ikonen, in denen sich das seelische Inventar des deutschen Bildungsbürgertums spiegelt. Deshalb sind viele Liebhaber seiner Opern nicht in erster Linie Musikfreunde, sondern "Wagnerianer" - erkennbar daran, dass sie häufig Mozart oberflächlich und Bach langweilig finden. Konzertante Wagneropern gelten ihnen als wenig schmackhafte Trockenkost, sie bevorzugen "berauschende Musik".

Und tatsächlich kann Wagner etwas auslösen, das absolute Musik nicht anstrebt: Ekstase und Weltflucht. Die Verzweckung der Musik mag man kritisieren. Das freie Spiel um seiner selbst willen, findet man eher bei Bach und seiner Art der Frömmigkeit.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Richard Wagner/1813 - 1883
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Richard Wagner/1813 - 1883
Album: RICHARD WAGNER EDITION - BAYREUTHER FESTSPIELE LIVE: GÖTTERDÄMMERUNG
Titel: 1. Orchestervorspiel (00:03:01)
Gesamttitel: GÖTTERDÄMMERUNG - Dritter Tag des Bühnenfestspiels "Der Ring des Nibelungen" mit Prolog und 3 Aufzügen / Gesamtaufnahme / 2.Aufzug
Leitung: Pierre Boulez
Orchester: Orchester der Bayreuther Festspiele 1980
Solist/Solistin: Manfred Jung /Siegfried, Tenor
Solist/Solistin: Franz Mazura /Gunther, Bariton
Solist/Solistin: Fritz Hübner /Hagen, Baß
Solist/Solistin: Hermann Becht /Alberich, Bariton
Solist/Solistin: Gwyneth Jones /Brünnhilde, Sopran
Solist/Solistin: Jeannine Altmeyer /Gutrune, Sopran
Solist/Solistin: Gwendolyn Killebrew /Waltraute, Mezzosopran
Solist/Solistin: Ortrun Wenkel /Erste Norn, Alt
Solist/Solistin: Gabriele Schnaut /Zweite Norn, Mezzosopran
Solist/Solistin: Katie Clarke /Dritte Norn, Sopran
Solist/Solistin: Norma Sharp /Woglinde, Sopran
Solist/Solistin: Ilse Gramatzki /Wellgunde, Mezzosopran
Solist/Solistin: Marga Schiml /Flosshilde, Alt
Chor: Chor der Bayreuther Festspiele 1980
Choreinstudierung: Norbert Balatsch
Länge: 02:00 min
Label: Philips 4344242

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