Gedanken für den Tag

11. Juni 2013, 06:56

Hinfallen ist leichter als Aufstehen - das klingt immer etwas abgedroschen. Es ist aber so, nämlich aus physikalischen Gründen, zumindest überall dort, wo die Schwerkraft wirkt.

Am Anfang unseres Lebens erlaubt man uns noch ohne jeden Hohn, und Tadel uns der Schwerkraft hin zu geben. Ganz im Gegenteil, Vater, Mutter, Onkel, Tante, Großvater, Großmutter und die lieben Freunde, alle stehen um uns herum und sind hoch erfreut, wenn wir bei unseren ersten Gehversuchen immer wieder hinfallen und unter dem Beifall und Zurufen der Anverwandten immer wieder aufstehen, um sofort den Kampf gegen die Schwerkraft wieder zu verlieren.

Dieses Gefühl des Erfolges über die Schwerkraft geht spätestens dann verloren, wenn wir das erste Mal am Weg zur Schule vor den Augen der Mitschüler uns aus einer Unachtsamkeit heraus der Schwerkraft hingeben und auf die Nase fallen.

Oder, wenn wir diese schmerzlichen Erfahrungen beim Erlernen eines Sportgerätes machen. Je reifer wir werden, desto schlimmer und einschneidender sind diese Vorkommnisse. Wenn ein Sportler kurz vor dem Ziel oder ein Model auf dem Catwalk Opfer der Schwerkraft werden, sind das kleine Tragödien.

Allgemeine Freude hingegen löst es aus, wenn ein Politiker strauchelt, sei es wegen der Schwerkraft oder aus anderweitig herbeigeführten Gründen, besonders wenn Wahlkampf ist.

Erst im Alter dürfen wir wieder auf das Mitgefühl unserer Mitmenschen hoffen, wenn die Schwerkraft uns schier nicht mehr hochkommen lässt.

Hinfallen hat eben zwei Bedeutungen: Das körperliche Unvermögen zum aufrechten Gang durch die Wirkung der Schwerkraft und den unwiederbringlichen Fall in die Bodenlosigkeit oder die Unendlichkeit der "Gefallenen Engel."

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