Salzburger Nachtstudio

Zwischen Eigenheim und Arbeitsamt
Die Angst der Mitte vor dem Abstieg
Gestaltung: Jochen Rack

Die Mittelschicht galt lange Zeit als das Maß aller Dinge. Der Aufstieg dorthin war das Wohlstandsversprechen des Wirtschaftswunders, und ihr gesellschaftlicher Ort war nicht nur durch das Bausparen, das Eigenheim, das Mittelklasseauto und den Jahresurlaub definiert. Die Mittelschicht verstand sich als Leistungsträger, und definierte sich auch durch ihre Teilhabe an Bildung, Kultur und bürgerlichen Werten. Die Mitte pocht auf Selbstverwirklichung, Lebenschancen und soziale Gerechtigkeit, ist politisch engagiert, pflegt Selbstständigkeit, Moral, Gemeinsinn und Wohltätigkeit. Über die Hälfte aller Österreicher und Deutschen gehört soziologisch zur Mittelschicht. In der Mitte lässt es sich gut leben, Freiheit und Freizeit, Konsum wie Konsumkritik sind im Mittelstand zuhause. Doch in der letzten Zeit hat ein Gefühl der Unsicherheit und Angst vor sozialem Abstieg die Mittelschicht erfasst. Die Einkommen stagnieren, die Steuern und Preise steigen, die Rente ist nicht mehr sicher. Durch die Globalisierung und die Veränderung des Arbeitsmarktes sind Berufskarrieren und Familiengründungen schwieriger geworden. Verfolgt von "Statuspanik" grenzt man sich stärker von der Unterschicht ab und schaut skeptisch auf die reicher werdende Oberschicht.

Service

Markus Marterbauer: Zahlen bitte! Die Kosten der Krise tragen wir alle. Deuticke
Steffen Mau: Lebenschancen. Wohin driftet die Mittelschicht. Suhrkamp
Ulrike Herrmann: Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht. Piper
Inge Kloepfer: Aufstand der Unterschicht. Was auf uns zukommt. Hoffmann und Campe,
Max Haller: Die österreichische Gesellschaft. Sozialstruktur und sozialer Wandel. Campus
Ernst Bruckmüller: Sozialgeschichte Österreichs. Verlag für Geschichte und Politik
Heinz Bude: Die Ausgeschlossenen. Hanser
Hans Ulrich Wehler: Die neue Umverteilung. Soziale Ungleichheit in Deutschland. C.H. Beck

Sendereihe