Gedanken für den Tag

15. Juni 2013, 06:56

Im Schnitt sitze ich eineinhalb Mal in der Woche im Flugzeug. Abgesehen davon, dass ich durch diese nicht freiwillig gewählte Radikalkur meine Flugangst nie unter Kontrolle bekommen werde, widersetze ich mich eineinhalb Mal pro Woche der Schwerkraft. Jedoch nicht ganz, denn ich verspüre sowohl physisch, als auch psychisch die Realität der Schwerkraft.

Zum einen drückt mich meine Masse in den Flugzeugsitz, immer genau in Richtung Erdmittelpunkt, wo meine Masse laut Physik eigentlich hin möchte. Zum anderen geht mein Geist regelmäßig aus meinem Kopf nach unten in ein ganz unangenehmes Bauchgefühl, das man ganz schlicht mit Angst bezeichnen könnte. Aber das Fluggerät, vor dem ich so Angst habe, rettet mich, indem es sich der Schwerkraft widersetzt und mich eineinhalb Mal pro Woche nicht, wie es die Schwerkraft will, in die Richtung Erdmittelpunkt bewegt, sondern mich hoffentlich sicher zu meinem neuen "Kurzzeit Lebensmittelpunkt" bringt. Selten sind das Orte, an denen ich freiwillig zu diesem Zeitpunkt wäre. Über den Umweg der Flugangst, gelingt es also eine gehörige Portion Lebensangst zu gewinnen.

Ich muss also eineinhalb mal pro Woche hoffen, dass ich wie ein Spielball der Schwerkraft an einem Ort ankomme, in dem ich mich der Schwerkraft widersetze, an dem ich aber auch nicht landen könnte, ohne die Hilfe der Schwerkraft. Dass ich ankomme, wo mich sowohl am Weg als auch am Ziel die Schwerkraft meiner psychischen Verfassung einholt und nach unten zieht.

Mein Leben wird von der Schwerkraft, in welcher Form auch immer gesteuert. Und so kann ich sagen, dass ich durch die Schwerkraft wieder den Boden unter den Füßen gewinne.

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