Gedanken für den Tag

von Franz Küberl. "Auf der Flucht" - Gedanken zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni. Gestaltung: Alexandra Mantler

Franz Küberl ist Präsident von Caritas Österreich:

Krieg, Hunger oder Umweltkatastrophen zählen nach wie vor zu den Hauptursachen, die tagtäglich tausende Menschen zur Flucht zwingen. Es ist immer das Gleiche. Es sind immer lebensbedrohliche Situationen. Die Menschenrechte, die ein menschenwürdiges Leben erst möglich machen, werden mit Füßen getreten und existenzielle Grundlagen werden zerstört.

Heinrich Böll bezeichnete das 20. Jahrhundert nach zwei Weltkriegen, unendlich vielen Bürgerkriegen und gewalttätigen Auseinandersetzungen als das Jahrhundert der Flüchtlinge. Er hatte recht. Und die Flüchtlinge sind das letzte Glied in der Kette.

Bedauerlicherweise ist die Welt noch immer nicht imstande, die fortwährende Not, Unterdrückung und Verfolgung, zu beenden. Wenn wir aber die Ursachen verändern wollen, die die Menschen dazu bringen, unter größter Lebensgefahr zu fliehen, dann müssen wir aktiv dazu beitragen, dass diese Menschen in ihrer jeweiligen Heimat reale Chancen auf ein menschenwürdiges Leben bekommen.

Ich halte dafür, dass wir als Weltgemeinschaft, wirtschaftliche, soziale, gesellschaftliche und politische Verhältnisse schaffen können, in denen Menschen gar nicht erst zur Flucht gezwungen werden. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aus 1948 und die darauffolgende Genfer Flüchtlingskonvention sind Ecksteine dafür.

Aber wie beginnen? Zunächst ist - in Anlehnung an Claudio Magris, der Stacheldraht des nicht wissen Wollens zu überwinden. Dann: ein Bild von der Zukunft zu entwickeln, in der alle Menschen - auch die Flüchtlinge - Platz haben. Der nächste wichtige Schritt ist, Verantwortung für Menschen in Not zu übernehmen. Dazu zählt auch die Bereitschaft, für Flüchtlinge einzutreten. Also nicht die Flüchtlinge zu bekämpfen, sondern die Fluchtursachen. Das erfordert allerdings Zivil-Courage. Und auch Politiker werden lernen müssen, lautstärkere Kritik an Menschenrechtsverletzungen zu üben und nicht Drohnen einzuführen, sondern Strategien zum Zurückdrängen der Gewalt den Boden zu bereiten. Kein Mensch muss seine Würde erst erwerben oder verliehen bekommen. Denn. Die Würde ist dem Menschen angeboren, aus christlicher Sicht ebenso, wie im Artikel 1 der Erklärung der Menschenrechte formuliert.

Also: Wenn es um die Würde des Menschen geht, ist alles einzusetzen.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Titel: Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violoncello KV 285
* Adagio - 2.Satz (00:02:08)
Flötenquartett
Solist/Solistin: Eckart Haupt /Flöte
Solist/Solistin: Peter Mirring /Violine
Solist/Solistin: Peter Schikora /Viola
Solist/Solistin: Gerhard Pluskwik /Violoncello
Länge: 02:00 min
Label: Capriccio 10282

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