Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Borreliose und FSME - Wie gefährlich sind sie wirklich?

In unseren Wäldern und auf unseren Wiesen fühlen sich nicht nur die Menschen wohl sondern auch die Zecken. Das gilt für Österreich mittlerweile fast flächendeckend - ausgenommen davon sind lediglich Bergregionen ab 2.000 Meter wie etwa die Alpen.
Milbentiere sind beliebte Wirte - leider. Jede fünfte Zecke beherbergt die für den Menschen gefährlichen Borrelien und etwa jede zweihundertste Zecke ist von FSME-Viren befallen. Beide Erreger können durch den Stich bei der Blutmahlzeit auf den Menschen übertragen werden.
Pro Jahr erkranken in Österreich über 25.000 Personen an Borreliose, wobei davon 80 Prozent lediglich ein sogenanntes "Erythema migrans" aufweisen - einen sich ausbreitenden rötlichen Fleck - der in der Regel ohne Behandlung abheilt. Bei einem kleinen Anteil der Infizierten kann es jedoch zu einer schwereren Verlaufsform unter anderem mit Befall des Nervensystems kommen.
Entgegen landläufiger Meinung ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) deutlich seltener als die Borreliose. In Österreich werden jährlich etwa 50 bis 100 hospitalisierte FSME-Fälle gemeldet. Bei bis zu einem Drittel der infizierten Personen kommt es über ein Stadium von grippeähnlichen Beschwerden hinaus zu einer Entzündung der Hirnhäute, des Gehirns oder auch des Rückenmarks. Ein bis zwei Prozent der an einer Hirnentzündung Erkrankten versterben, bis zu etwa zehn Prozent können bleibende Lähmungen davontragen.
Während die Borreliose mit Antibiotika gut behandelbar ist, können bei der FSME lediglich die Symptome behandelt werden. Allerdings existiert gegen FSME eine gut wirksame Impfung - ohne diese wäre die Zahl der Erkrankten in Österreich deutlich höher. Eine Impfung gegen Borreliose ist derzeit noch nicht erhältlich, befindet sich aber im Stadium der Wirksamkeitsprüfung.

Diesmal diskutiert Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger mit seinen Gästen über die Erkrankungen, die durch Zecken übertragen werden und die tatsächliche Gefährdung für uns Menschen.
Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner.

Service

Univ.-Prof.in Dr.in Heidemarie Holzmann
FÄ für Virologie, Hygiene und Mikrobiologie
Department für Virologie der Medizinischen Universität Wien
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Med Uni Wien

Univ.-Prof. Dr. Gerold Stanek
FA für Hygiene und Mikrobiologie, und Präventivmedizin
Stv. Leiter des Instituts für Hygiene und Angewandte Immunologie des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie, Medizinische Universität Wien
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Med Uni Wien

Univ.-Prof. Dr. Erich Schmutzhard
FA für Neurologie und neurologische Intensivmedizin
Leiter der Neurologischen Intensivstation und stv. Direktor der Universitätsklinik für Neurologie, MedUni Innsbruck
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Med Uni Innsbruck

European Society for Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ESCMID)
CliniCum neuropsy/Österreichische Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und Biologische Psychiatrie: Meningitis, Enzephalitis, Myelitis. ZNS-Infektionen im Überblick
Oberösterreichische Gebietskrankenkasse/Online-Redaktion
DasErste.de: Borreliose - eingebildete Krankheit?
Science.orf.at: Neuer Anlauf für Borreliose-Impfstoff
Deutsche Bundesärztekammer und kassenärztliche Bundesvereinigung: Linksammlung
News.at: FSME-Fälle durch Milch in Vorarlberg
Österreichische Ärztezeitung 7/2013: FSME: Ältere sind betroffen
Department of Public Health/Connecticut: A brief history of Lyme-disease in Connecticut
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Die Lyme-Borreliose

Birgit und Heinz Mehlhorn, Zecken auf dem Vormarsch: Vorbeugung und Maßnahmen gegen Krankheitserreger, Düsseldorf University Press, 2009
Norbert Satz, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Verlag Huber, 2006
Jochen Süss, Zecken Irisiana, 2007

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