Da capo: Im Gespräch

"Tragen die hier gesprochenen Sprachen immer noch Uniform?" Michael Kerbler spricht mit Maja Haderlap, Schriftstellerin

"Maja Haderlap hat eine gewaltige Geschichte geschrieben. (...) Die Großmutter wie noch keine, der arme Vater wie noch keiner, die Toten wie noch nie, ein Kind wie noch keines", schreibt Peter Handke über Haderlaps Debüt-Roman "Engel des Vergessens".

Die Lyrikerin ist im Südkärntner Dorf Bad Eisenkappel/Zelezna Kapla aufgewachsen, Slowenisch ist ihre Muttersprache, Deutsch lernte sie erst in der Schule. Haderlap beginnt früh zu schreiben, bewegt sich als Kind mühelos in ihrer zweisprachigen Welt. Sie studiert Theaterwissenschaft und Deutsche Philologie an der Universität Wien, arbeitet als Dramaturgie- und Produktionsassistentin in Triest und Ljubljana. Immer wieder übernimmt sie Lehraufträge an der Universität Klagenfurt, arbeitet bis 2007 am Stadttheater der Landeshauptstadt als Chefdramaturgin.

Das Buch "Engel des Vergessens" - ihren Debütroman hat Maja Haderlap auf Deutsch verfasst - hat mittlerweile die elfte Auflage erreicht. Das Interesse an dieser "authentischen Erzählung" (Bodo Hell) ist im gesamten deutschsprachigen Raum nach wie vor ungebrochen groß. "Ich könnte jeden Tag einen Vortrag oder eine Lesung machen", erzählt Haderlap. Warum das Buch "Engel des Vergessens" heißt? Weil am Ende, nach einem Besuch des KZ Ravensbrück, Walter Benjamins berühmter "Engel der Geschichte" auftaucht - und ihm wird der "Engel des Vergessens" gegenübergestellt, der darauf vergessen hat, die quälenden Erinnerungen zu löschen.

Im Gespräch mit Michael Kerbler, das er mit der Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlap auf Einladung von Parlamentspräsidentin Barbara Prammer im Plenarsaal des Parlaments im Oktober des Vorjahres geführt hat, geht es um Erinnern und Vergessen, die Rolle der Schriftstellerin in diesem Prozess, um Sprache und Identität aber auch um die Erfahrung, die Maja Haderlap machte, als sie das erste Mal ihren Romantext in slowenischer Übersetzung zu lesen begann.

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