Gedanken für den Tag

2. September 2013, 06:56

Der letzte Beweis, dass die langen Sommerferien zu Ende waren und ein neues Schuljahr begann, war das durchdringende schrille Alarmgeräusch des Weckers. Nun war es also wieder so weit. In der vergangenen Woche hatten David und Hannah mit ihrer Mutter schon kurz gespitzte Stifte aussortiert und die nun fehlenden Farben nachgekauft, Hausschuhe probiert und Sportschuhe, passende Gymnastikpatschen für Hannah besorgt und einen neuen Schulrucksack für David.

"Mein Ferienheft, wo ist mein Ferienheft?", rief Hannah verzweifelt, als der Rest der Familie bereits beim Frühstück saß. "Wann hast du denn zuletzt etwas darin gemacht?", fragte ihre Mutter Elisheva Grünwald. "Gestern", sagte Hannah. "Ich habe doch gestern erst alles fertig gemacht." "Die Streberin hat doch den ganzen Nachmittag gelernt", ätzte David. Er wechselte nun von der Volks- in die Mittelschule.

"Wäre sie eine Streberin, hätte sie die Aufgaben gleich zu Beginn der Ferien gemacht und dann sofort in die Schultasche gesteckt", seufzte Mama. "Die Kinder sollen doch die Ferien genießen", meinte Vater Robert Grünwald. "Setz dich her und frühstücke, wir suchen dann gemeinsam", sagte er zu seiner Tochter.

Hannah liefen ein paar Tränen die Wangen herunter, aber eine Scheibe Brot mit Schokoladeaufstrich glättete die Wogen rasch. "Worauf freust du dich?", fragte Robert Grünwald. "Dass ich meine Freundinnen wieder sehe. Und die Frau Lehrerin Bauer. Aber ob Rifka, bei der wir Hebräisch lernen, wieder da ist, weiß ich nicht, sie bekommt doch wieder ein Baby", erzählte Hannah.

"Bei mir wird überhaupt alles anders sein", versuchte David wie immer seine Schwester zu übertrumpfen. Robert Grünwald sah auf die Uhr. "Oh, so spät schon wieder. Wir müssen wieder flotter werden in der Früh. Zähneputzen und dann los, heute wird auch wieder viel Verkehr sein!"

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