Radiogeschichten

"Warum tanzt ihr nicht?". Von Raymond Carver. Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié. Es liest Hans Piesbergen. Gestaltung: Stefanie Zussner

Mit einem Drink in der Hand steht Max im Haus und schaut in seinen Garten. Er hat seine gesamten Möbel und Geräte in den Vorgarten gestellt. Die Leute schauen, aber keiner hält an. Bis auf das Mädchen und den Jungen, die gerade dabei sind, sich eine kleine Wohnung einzurichten. Sie sehen sich um, probieren Mixer, Fernseher und Bett aus. Man kommt ins Gespräch, trinkt Whisky, tanzt. Später wird Carla jedem von dieser Begegnung erzählen, immer wieder.

Der 1938 in Oregon geborene Schriftsteller Raymond Carver konnte sich erst spät ganz dem Schreiben widmen. Seine Erzählungsbände "Würdest Du bitte endlich still sein, bitte" und "Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden" machten ihn 1976 schlagartig berühmt. Carver erzählt von den kleinen Tragödien eines durchschnittlich verunglückten Lebens der unteren Mittelschicht und brilliert dabei in der Kunst der Aussparung. 1988 starb Carver, der immer unter den Eingriffen seines Lektors gelitten hatte und sich zeitlebens wünschte, dass seine Geschichten ungekürzt veröffentlicht würden. Erst aus seinem Nachlass erschien "Beginners - Uncut", die unlektorierte Fassung von "Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden" (2012).

Heute gilt Carver als Neubegründer der modernen amerikanischen Short Story. "Der Versuch zu erklären, was die Carver-Geschichten erzählen wollen, hieße das auszusprechen, was sie verschweigen", schreibt die deutsche Schriftstellerin Judith Hermann in ihrem Vorwort zu Carvers drittem Erzählband "Kathedrale".

Service

Aus: Raymond Carver, "Beginners - Uncut", Die Originalversion von "Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden", aus dem Amerikanischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié, sowie Antje Rávic Strubel, S. Fischer Verlag 2012

Diese Sendung ist aus rechtlichen Gründen nicht in "7 Tage Ö1" nachhörbar.

Sendereihe

Gestaltung

  • Stefanie Zussner