Salzburger Nachtstudio

Ich. Der Einzelne in seinen Netzen. Bericht vom 17. Philosophicum Lech von Elisabeth J. Nöstlinger

Das "Ich" steht im Vordergrund, die "Ich-AG" muss florieren, dass "Selbst" muss verwirklicht werden, der Wettbewerb und der Konkurrenzdruck, dem alle unterliegen, lässt kaum noch eine andere Wahl, als seine imaginären und wirklichen Ellbogen überall einzusetzen. Gedankenlosigkeit und Rücksichtslosigkeit prägen den Alltag der Menschen in einer von Gier und Geiz getriebenen Welt, der Hedonismus und der Konsum triumphieren, die sozialen Sicherheitssysteme sind gefährdet, jeder muss an sich denken, bleibt letztlich auf sich allein gestellt. Das ist die eine Seite, schreibt der Philosoph Konrad Paul Liessmann in der Ankündigung zum diesjährigen Philosophicum in Lech. Auf der anderen Seite kann man den Eindruck bekommen, meint er weiter, dass die Individualität und damit die Besonderheit und Einzigartigkeit der Menschen verschwinden: Der Gruppendruck nimmt zu, Teamfähigkeit ist eine wichtige Kompetenz, wer nicht gut vernetzt ist, hat kaum Chancen, wer nicht im Social Web seine Kontakte, Freunde und Adepten gefunden hat, gilt zunehmend als Außenseiter und Verlierer, wenn nicht überhaupt als asozial, die Privatheit, die es dem Einzelnen erlauben sollte, ein Leben unbehelligt von den anderen für sich zu leben, wird aufgebrochen, das Intimste wird in der neuen Medienwelt zu einer öffentlichen Angelegenheit, jeder Einzelne damit zu einer durchsichtigen Figur, die Transparenz triumphiert und das "Ich", so erklären uns die Hirnforscher, ist überhaupt eine Illusion. Was ist das Ich, fragt man in Lech in allen Disziplinen der Wissenschaft. Wie erleben sich Menschen in dieser widersprüchlichen Welt und ihren Beziehungen. Welche Identität haben sie oder ist gar zu fragen wie viele Ichs?

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