Tonspuren

Begleys Begleiter. Der amerikanische Erfolgsschriftsteller Louis Begley und seine erstaunlichen Karrieren. Feature von Peter Klein
(Anlässlich der diesjährigen Veranstaltung "Literatur im Nebel", bei der Begley Ehrengast sit)

Das Büro in der 3rd Avenue wirkt wie die Kulisse zu einem Hollywoodfilm. 25. Stock, tiefe Teppiche, eine riesige Glasfront auf die Skyline von Manhatten. Mr. Begley, Seniorchef der Firma Debevoise & Plimpton, ist ein Erfolgsanwalt. Spezialgebiet: Internationale Finanztransaktionen. 1991, in einem Alter, in dem andere bereits Rosen züchten, veröffentlicht Louis Begley sein erstes Buch,den Roman "Wartime Lies". Darin schildert der 1933 als Ludwik Begleiter geborene spätere Harvardabsolvent sein listiges Überleben als polnisches Judenkind. Die internationale Kritik reagierte enthusiastisch. Begley wurde mit Preisen überschüttet - und schrieb fortan ganz andere Bücher. "Schmidt", "Wie Max es sah" und "Mistlers Abschied" handeln vornehmlich von alternden Männern, die bargeldlos im Wohlstand schweben. Als Schriftsteller, sagt Begley, der von der Kritik immer wieder mit Marcel Proust und Thomas Mann verglichen wird, interessiere ihn der Holocaust nicht mehr. Es habe schließlich lang genug gedauert, bis aus dem früheren Begleiter ein neuer Begley geworden sei.

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