Salzburger Nachtstudio

Dionysos gegen Parsifal
Die gescheiterte "Sternenfreundschaft" von Friedrich Nietzsche und Richard Wagner - zum Ausklang des Wagner-Jahres
Gestaltung: Nikolaus Halmer

Die Begegnung zwischen Richard Wagner und Friedrich Nietzsche verlief äußerst ambivalent. Zu Beginn ihrer Bekanntschaft entwickelte sich eine singuläre "Sternenfreundschaft", von der Nietzsche in höchsten Tönen schwärmte. Sie beruhte auf der Wertschätzung der attischen Tragödie und Schopenhauers Willensmetaphysik, für die sich beide begeisterten. Speziell Nietzsches Schrift "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" stiftete eine künstlerische Allianz. Bald kam es jedoch zu Differenzen und später - vor allem nach dem Tod von Richard Wagner - zur Gegnerschaft. Nietzsche übte massive Kritik an dem Spektakel Bayreuth und am Dilettantismus ("Phantasmagorien") von Wagners Gesamtkunstwerk, die von Theodor W. Adorno geteilt wurde. Auch mit Wagners dezidiertem Antisemitismus konnte Nietzsche wenig anfangen. Den Höhepunkt der Auseinandersetzungen bildete Wagners Oper Parsifal, die Nietzsche als Kniefall vor dem Christentum bezeichnete.

Dagegen stellte Nietzsche sein Konzept des Dionysischen, des entfesselten Rauschzustandes.
Beide künstlerische Entwicklungen haben die Debatten über die Ästhetik bis heute geprägt. Eine Synthese findet sich - so der französische Philosoph Philipp Lacoue-Labarthe in der Popkultur. "Auf den Spuren Wagners und Nietzsches" - so Lacoue-Labarthe - "wären David Bowie, der Rap und andere Musikformen auf die Bühne gelangt".

Service

Interviewpartner/innen
Hans Peter Anschütz, Philosoph, Freiburg
Dieter Borchmeyer, Germanist, Heidelberg
Kerstin Decker, Philosophin, Berlin
Rüdiger Görner, Literaturwissenschafter, London
Jochen Hörisch, Literaturwissenschafter, Mannheim
Jutta Georg, Philosophuin/Literaturwissenschafterin Frankfurt/Main
Werner Stegmeyer, Philosoph, Greifswald
Andrea Winklbauer, Kulturhistorikerin, Wien

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