Die Hörspiel-Galerie

"Madame Bovary", Teil 2. Nach dem gleichnamigen Roman von Gustave Flaubert. Aus dem Französischen von Maria Dessauer. Bearbeitung: Valerie Stiegele. Regie: Christiane Ohaus. Mit Friedhelm Ptok, Chris Pichler, Bernhard Schütz, Ilja Roßbander, Dietmar Mues, Angela Schmid, Peter Franke u. v. a. Komposition: Michael Rissler, Dramaturgie: Manfred Hess (HR/RB/DLR 2005)

Emma, die Ehefrau des Provinzdoktors Charles Bovary, ist besessen vom Glauben an die Liebe - wenn der in ihr auch nur durch heißen Herzens konsumierte Dreigroschenromane erweckt worden ist.
Gustave Flaubert, der Arztsohn aus der normannischen Provinz, war besessen von der Idee, bei seinem Debut als Romancier nicht nun den Gedanken, sondern auch den heimlichsten Gefühlen dieser Emma Bovary Ausdruck zu geben, ohne alle Rücksicht auf die Zeitgeister des 19. Jahrhunderts. Auf diese Weise ist ein sowohl gedanklich als auch sprachlich einzigartiges Werk entstanden - auch, was den Erfolg betrifft: Schon zu Flauberts Lebzeiten erkannten Zeitgenossen wie Émile Zola oder Charles Baudelaire die epochale Modernität der "Bovary" - aber viel erstaunlicher war die Klarheit, mit der die Staatsanwaltschaft zu Paris den Autor gleich nach dem ersten Erscheinen seines gesellschaftskritischen Meisterstücks vom Vorwurf einer Verletzung der öffentlichen Moral und der Religion freisprach.
Und immer noch lebt Emma Bovary weiter, denn Stumpfsinn und menschliche Provinzialität sind nicht an Ort und Zeit gebunden.
Valerie Stiegele, vielfach bewährte und ausgezeichnete Hörspielexpertin, hat die Präzisionssprache Flauberts behutsam ins akustische Genre übertragen, und Chris Pichler lässt die intelligente Intuition dieser Madame wider Willen hautnah spüren.

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