Da capo: Im Gespräch

"Schauspielen ist Sein." Konstantin Sergejewitsch Stanislawski
Michael Kerbler spricht mit Martin Kusej, Regisseur

"Schauspielen ist Sein. Nichts weniger als Sein." Das Zitat stammt von Konstantin Sergejewitsch Stanislawski, dem russische Schauspieler, Regisseur und Theaterreformer, dessen Schule in den zurückliegenden achtzig Jahren viele Generationen von Schauspielern und Schauspielerinnen beeinflusst und geprägt hat. Das "Moskauer Künstlertheater" wurde in den 1920er Jahren durch seine Darstellungen mittels naturgetreuer Kostüme und Kulissen mit einem Schlag berühmt. Der Durchbruch vom Kostüm-Naturalismus zum psychologischen Realismus gelang Stanislawski jedoch erst mit dem schwermütigen Stilleben-Stück Anton Tschechows "Die Möwe'. Damals war Theater noch großes Volkstheater. Doch in den zurückliegenden einhundert Jahren haben die Bretter, die die Welt bedeuten, an Einfluss verloren. Nicht zuletzt das Medium Film hat der Bühne ernste Konkurrenz gemacht. Und seit fünfzig Jahren buhlt auch das Fernsehen um Publikum.

Was kann also das Theater, was Film und Fernsehen nicht können? Was macht die Magie des Theaters aus. Und hat Theater heute auch die Funktion, das zur erspüren, was die Zukunft an potentiellen Ereignissen in sich trägt. Martin Kusej, Theater- und Opernregisseur, meint, dass gesellschaftlichen Fernwirkungen - etwa der 1.Weltkrieg - bis heute nachwirken. Und zwar bis ins Theater. Ist das Theater also eine Art gesellschaftspolitischer Seismograph? Welche Funktion schreibt der im Kärntner Jauntal aufgewachsene Martin Kusej dem Theater zu. Soll das Leben geprobt werden, soll es uns nur eine Vorstellung vom Leben geben, oder gar - im besten Wortsinn - aufklären. Oder ist Theater ohnedies nur das, was Bert Brecht sarkastisch anmerkte: "Ein Theater ist ein Unternehmen, das Abendunterhaltung verkauft."

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