Leporello

Anblicke und Einsichten: Ausstellung "Streuzettel der 1930er Jahre" im Karl-Marx-Hof

"Genau vor 80 Jahren: da war doch etwas, aber mir fällt es jetzt nicht ein. Krieg? Nein. Ah der Bürgerkrieg!" (Zitat aus einer Straßenbefragung.)

Vor 80 Jahren, vom 12.bis 15. Februar 1934, herrschte Bürgerkrieg in Österreich. Dass Polizei und Bundesheer auf Landsleute schossen, ist als wohl kaum wieder gut zu machendes Sakrileg in die Geschichte eingegangen. Heute mögen die Einzelheiten des Kampfes verblasst sein, Fronten existieren immer noch - in den Köpfen der Menschen:

"Der Karl Marx Hof wurde 1934 beschossen, mit Kanonen sogar, ich weiß jetzt nicht, ob es die Heimwehr war - jedenfalls: die Sozialdemokraten waren es nicht. Die anderen waren es." (Zitat Straßenbefragung)

"Wir sind hier am stadteinwärts gelegenen Ende des Karl-Marx-Hofes, genau hier am blauen Bogen waren riesige Einschusslöcher ..."

Die Historiker Lili und Werner Bauer führen zum Schauplatz des Geschehens vor achtzig Jahren: Angehörige des "Republikanischen Schutzbundes" der Sozialdemokraten hatten sich gegen die "Heimwehr" des christlich sozialen Bundeskanzlers und Austrofaschisten Engelbert Dollfuß erhoben und wurden im Vorzeige-Gemeindebau der Sozialdemokraten, dem von Otto Wagner-Schüler Karl Ehn erbauten Karl-Marx-Hof, mitsamt den darin wohnenden Familien beschossen.

Seit vier Jahren betreiben Lilli und Werner Bauer im Karl-Marx-Hof den "Waschsalon", wo im Erdgeschoss nach wie vor Wäsche gewaschen wird. Im 1.Stock und im Dachgeschoß befindet sich die Dauerausstellung "Das Rote Wien", parallel dazu wird derzeit die Ausstellung "Streuzettel der 1930erJahre" gezeigt.
Diese Streuzettel, meist in rot und schwarz gehalten, sind, oft in aller Eile, doch stets mit großem Ernst und liebevoll gestaltete, Relikte, die Zeugnis über den Geist der Zeit in den 30erJahren geben.- Gestaltung: Christa Eder

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