Gedanken für den Tag

von Johanna Schwanberg, Kunstwissenschafterin und Direktorin des Wiener Dommuseums. "Visionär mittels Pinsel und Farbe" - Zum 400. Todestag von El Greco. Gestaltung: Alexandra Mantler

"Greco ist wohl das größte Erlebnis, das unser einem blühen konnte". Das schrieb ein deutscher Kunstkritiker im Zuge einer Spanienreise im Jahr 1908. Eigentlich war er nach Spanien gereist, um Bilder des geschätzten Meisters Velázquez im Original zu studieren. Dabei entdeckte er die Malerei des "Griechen aus Toledo". Der Kunstkenner war wie vom Blitz getroffen angesichts dessen radikaler Neuinterpretation religiöser und spiritueller Themen. Aber auch wegen der künstlerisch innovativen Formensprache, die ein anderer Kunsthistoriker kurz davor noch als "pathologisches Problem" charakterisiert hatte.

Eine erstaunlich späte Wiederentdeckung, denn El Greco war zu diesem Zeitpunkt bereits 300 Jahre tot. Er war am 7. April 1614 in Toledo im Alter von 73 Jahren gestorben.

Eigentlich hieß der in Kreta geborene Künstler mit bürgerlichem Namen Domenikos Theotokópoulos. Er ging aber als "der Grieche", auf Spanisch "El Greco" in die Kunstgeschichte ein.

Aus dem Leben El Grecos, der stets als "Sonderling" galt, sind nicht allzu viele Details bekannt. Eines ist aber sicher: Der streitbare Künstler hatte einen bewegten Werdegang, der ihn quer durch Europa führte. In Kreta wurde El Greco zunächst in griechisch-orthodoxer Ikonenmalerei ausgebildet, wie auch eine Tafel aus seinem Frühwerk verdeutlicht. Sie trägt den Titel "Der hl. Lukas malt eine Ikone der Jungfrau Maria mit dem Kind". Später übersiedelte er nach Venedig und Rom. Hier war El Greco mit der Kunst der italienischen Renaissance-Stars konfrontiert. Schließlich verschlug es den Griechen ins spanische Toledo, wo er große Altaraufträge verwirklichte, zeitweise für den Hof arbeitete und auch Porträts und Landschaften malte.

El Greco polarisierte bereits zu Lebzeiten. Weil seine Kunst individuell und anders war. Als Maler zwischen den Kulturen hat er Sichtweisen aus östlichen und westlichen Traditionen vereint. Und somit mittels Farben und Formen gezeigt, wie inspirierend ein Wandern zwischen unterschiedlichen Kulturkreisen sein kann.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Anonym
Album: RENAISSANCEMUSIK AN DEN HÖFEN VON MANTUA UND FERRARA
Titel: Saltarello "El marchese di Saluzzo"
Ausführende: Circa 1500
Ausführender/Ausführende: Emily Van Evera /Sopran
Ausführender/Ausführende: Nancy Hadden /Flöte
Ausführender/Ausführende: Erin Headley /Viola da gamba, Lirone
Ausführender/Ausführende: Christopher Wilson /Laute, Gitarre
Ausführender/Ausführende: Robert Meunier /Laute
Länge: 02:00 min
Label: Chandos 8333

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