Diagonal - Radio für Zeitgenoss/innen

26. April 2014, 17:05

Der aus Graz stammende Regisseur Michael Glawogger gehörte mit seinen Spiel- und Dokumentarfilmen zu den Aushängeschildern des österreichischen Films. Glawogger wollte keine politischen Filme machen, doch nicht selten waren sie politisch. Der Regisseur sah das Medium Film als eine Kunstform. Und tatsächlich bewegte er sich mit seinen Arbeiten immer wieder an der Schnittstelle zur bildenden Kunst, sowohl formal als auch inhaltlich.

In seinen großen Kinoerfolgen "Megacities" und "Working Man's Death" ließ Glawogger eine gestalterische Ästhetik in die ansonsten strengen Strukturen des Dokumentarfilms einfließen: Menschen im Elend, zumal auch in fesselnden Bildern "schön" dargestellt. Kritiker und Kinobesucher schockierten diese schönen Bilder immer wieder. Glawogger aber verteidigte seine Methode: "Die Bilder sind oft unangenehm, deswegen flüchten viele in den Vorwurf der Ästhetisierung, weil sie nicht wahrhaben wollen, was wahr ist. Die Bilder tun aber nichts Anderes als Hinschauen."

Glawogger war im besten Sinne ein Weltenbürger. Seit vielen Jahren zog es ihn permanent auf Recherche-Reisen in alle Kontinente. Dadurch hatte er sich auch ein breites Netzwerk an filmischen Weggefährten geschaffen. Dann wieder brachte er - angespornt von der Suche nach seinem Bild von Realität - politische Filme ins Kino. Zeigte, wie etwa in "Megacities", touristische Komfortzonen inmitten der farbenfrohen Tristesse eines indischen Färbers in Mumbai. Oder den blutroten Schlachthof in Port Harcourt in Nigeria, wie im mehrfach ausgezeichneten Film "Working Man's Death".

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