Gedanken für den Tag

von Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele und frühere Journalistin. "Unerschrocken der Macht mit Macht zu begegnen ..." - Zum 20. Internationalen Tag der Pressefreiheit. Gestaltung: Alexandra Mantler

"Am meisten missfallen mir Gedanken, wenn sie sich zu bald als richtig herausstellen. Was hat man denn schon gesagt, wenn es sich nach zwei Jahren bereits herausstellt, dass es richtig ist", schrieb Nobelpreisträger Elias Canetti 1948. Canetti war fest davon überzeugt, dass es ein Gedanke nur dann Wert ist ausgesprochen zu werden, wenn er nicht bereits Allgemeingut ist, wenn man für seine Durchsetzung noch kämpfen muss.

Ähnlich dachte Bruno Kreisky, der große Kommunikator. Eine Opinion bilden, definierte er im schönsten Diplomatenfranzösisch den Auftrag des Politikers. Meinung machen für Ideen, die strittig sind, von der Demokratiereform über die Abschaffung der Strafbarkeit der Homosexualität bis zur Fristenregelung.

Doch wie weit sind wir heute von solch hohen Gestaltungsansprüchen entfernt. Der kurzfristige Wahlerfolg, nicht das Erreichen eines politischen Ziels zählt. Hier könnten Medien in welcher Erscheinungsform immer - ob als Zeitung, TV, Radio oder Internet - eine für die Demokratie unersetzbare Rolle spielen. Noch nie war das Bedürfnis nach unabhängiger, umfassender und somit verlässlicher Information so groß wie heute.

Gefragt wäre der Journalist als Begleiter im elektronischen Weltdorf, als Moderator der nötigen Veränderungen, "Change architects" nennt man das heute und als Orientierungshelfer im Datendschungel. Arthur Miller definierte einst "eine gute Zeitung als Gespräch der Nation mit sich selbst." Zeitung, Radio oder Fernsehen als Plattform zur Meinungsbildung. Es wäre ungeheuer wichtig, dass sich möglichst viele Qualitätsmedien, möglichst oft in all der herrschenden Kakophonie zu Gehör brächten. Die schwer gestörte Dreierbeziehung Bürger - Politik - Medien braucht dringend tragfähige Gesprächsforen.

Denn wie es der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber einmal formuliert hat: "Alles wirkliche Leben ist Begegnung."

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Erik Satie/1866 - 1925
Album: Klaviermusik von Erik Satie
* Nocturne Nr.1 (00:03:06)
Titel: NOCTURNES für Klavier Nr.1 - 5
Solist/Solistin: Yitkin Seow /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Hyperion CDA 66344

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