Gedanken für den Tag

von Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele und frühere Journalistin. "Unerschrocken der Macht mit Macht zu begegnen ..." - Zum 20. Internationalen Tag der Pressefreiheit. Gestaltung: Alexandra Mantler

Heute wird zum 20. Mal der von der UNESCO initiierte Tag der Pressefreiheit begangen. Laut Reporter ohne Grenzen sind im Vorjahr 71 Journalistinnen und Journalisten in Ausübung ihres Berufes getötet, 826 festgenommen und 87 entführt worden. An die 300 Journalistinnen und Journalisten sitzen weltweit hinter Gittern. Sie kämpfen unter Einsatz ihres Lebens um die Pressefreiheit, deren Bedeutung oft sträflich unterschätzt wird.

Die Pressefreiheit ist für mich nicht ein Grundrecht unter vielen, sondern eine Art Fundamentalgrundrecht. Offensichtlich ist sich jedoch die Mehrheit der Menschen nicht klar, der Journalist, die Journalistin gibt unserem Grundrecht auf Meinungsfreiheit die Stimme, zwingt in unserem Namen die Mächtigen zur Information, nimmt es in unserem Namen mit der Macht auf.
Oder, wie es mein Lehrer, der große Rechtsphilosoph und Journalist René Marcic so wunderbar formulierte:

"So lautet der Auftrag des Journalisten unerschrocken der Macht mit Macht zu begegnen, es immerzu mit der durch die Geschichte als unausrottbar erfahrenen Neigung der etablierten Machthaber aufzunehmen, wonach sie den Menschen Informationen vorenthalten, um sich an der Macht zu halten. Dem Journalisten ist Macht geliehen, auf dass er die Macht in die Schranken weise, vollends dass er ihre Schlupfwinkel aufspürt." Und hellsichtig hat Marcic bereits 1970 gewarnt, "die privaten gesellschaftlichen Mächte bedrohen heutzutage für gewöhnlich unverhältnismäßig ärger die Freiheit des Menschen als die öffentliche Macht des Staates." Um diese Gegenmacht ausüben zu können, wurde die Pressefreiheit einst erkämpft.

Der katholische Bischof Franz von Sales, selbst Schriftsteller und Journalist an der Schwelle vom 16. zum 17. Jahrhundert, gilt als Patron und Heiliger der Journalistinnen und Journalisten. Überliefert ist, dass er täglich mindestens zwei Stunden für seine Weiterbildung aufgewendet hat. Qualität ist eben kein Zufall.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Erik Satie/1866 - 1925
Album: Klaviermusik von Erik Satie
* Gnossienne Nr.1 < 1890 > (00:02:42)
Titel: GNOSSIENNES für Klavier Nr.1 - 6
Solist/Solistin: Yitkin Seow /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Hyperion CDA 66344

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