Gedanken für den Tag

von Thomas Hennefeld, Landessuperintendent der evangelisch reformierten Kirche. "Gottes Spur in unserer Welt" - Zum 450. Todestag von Johannes Calvin. Gestaltung: Alexandra Mantler

Der französische Wissenschaftler und Maler Bernard Palissy, Zeitgenosse Johannes Calvins, erzählt in seinem autobiographischen Roman "Recette veritable" von einer Begebenheit inmitten der grausamen Religionskriege. Bei einem Spaziergang hört er plötzlich einen Chor junger Frauenstimmen, die den 104. Psalm, den Schöpfungspsalm, inbrünstig sangen. Palissy war hingerissen vom so kunstvoll melodischen Schöpfungslob in der Landschaft und überlegte, ein imposantes Landschaftsgemälde zu gestalten. Dann verwarf er aber die Idee und entschied sich anstelle des Abbildes für die Gestaltung eines Gartens, eines, wie er schreibt: "so schön, wie es keinen unter dem Himmel gibt außer das irdische Paradies". Gleichzeitig sollte der Garten Zufluchtsort für die verfolgten Hugenotten sein.

In dieser kleinen Geschichte verbindet sich das Lob auf die Schöpfung Gottes mit dem Gestaltungswillen des Menschen auch oder gerade in Zeiten von Not und Verfolgung. Calvin hatte die Welt nicht als unveränderlich und unveränderbar hingenommen. Diese Einstellung brachte auch politische Konsequenzen mit sich. Denn nach Calvin sollen die Bürger zwar den Herrschenden Gehorsam leisten, aber nur so lange sie Sorge tragen für Gerechtigkeit und Freiheit. Wo Menschen diese Freiheit genommen wird, wo sie gar verfolgt werden, kann Widerstand auch zur Pflicht werden.

Der Mensch soll selbstbestimmt leben, aber er soll wissen, dass er ganz und gar abhängig ist von der Güte und Gnade Gottes. So schreibt Calvin: "Gottes Gnade ist allen Menschen zum Heil erschienen. Sie lehrt uns, allen Mangel an Ehrfurcht und alle weltliche Gelüste hinter uns zu lassen und nüchtern, gerecht und heilig in dieser Zeit zu leben."

Für mich bedeutet das: mit Demut, Ehrfurcht und Dankbarkeit dem Leben zu begegnen und das anzunehmen, was es bereit hält.

Service

Veranstaltungshinweis:

Im Zeit-Raum
Mittwoch, 4. Juni 2014, 18:30 Uhr
Lasst uns raus zu Mutter Natur! - Johannes Kaup im Gespräch mit dem Biologen und Philosophen Andreas Weber live im RadioKulturhaus

RadioKulturhaus

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Michael Praetorius
Gesamttitel: TERPSICHORE 1612 / Querschnitt durch die Tänze Sammlung
Titel: The old Spagnoletta
Ausführende: Ricercare Ensemble für Alte Musik, Zürich
Solist/Solistin: Martha Gmunder /Spinett
Länge: 02:00 min
Label: EMI CDM 7 63144 2

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