Logos - Theologie und Leben

"Was glauben Sie?" - Ruth Pfau, Ärztin in Pakistan und Ordensfrau. Gestaltung: Johannes Kaup

Geboren in eine Familie jüdischer Herkunft in Leipzig, geht Ruth Pfau als 20-Jährige in den Westen. Sie studiert Medizin und lässt sich evangelisch taufen. Zwei Jahre später tritt sie in die katholische Kirche ein und wird bald danach auch Ordensfrau. Als junge Ärztin begegnet sie auf einer Reise nach Indien bei einem Zwischenstopp in Pakistan einem Bettler, der auf allen vieren langsam durch ein Armenviertel robbt. Die Stümpfe seiner Gliedmaßen mit den abgefaulten Fingern und Zehen versinken tief im Schlamm. Sein Gesicht ausdruckslos, die Augen fahl, kein Funke an Auflehnung gegen sein Schicksal - ein Mensch - seiner Würde beraubt, hoffnungslos. Sein Antlitz wird für sie zur leidenschaftlichen Verpflichtung. "Es war, als ob man seine erste Liebe trifft", sagt Ruth Pfau heute.

So beginnt Ruth Pfau 1960 in Pakistan das ehrgeizigste landesweite Lepra-Bekämpfungsprogramm. Die bald 85-Jährige hat in Pakistan von 1960 bis heute in einem beispiellosen Lepra-Bekämpfungsprogramm rund 50.000 Menschen heilen können. Ihr Krankenhaus, das Marie Adelaide Leprosy Centre (MALC) wurde zu einer in ganz Pakistan anerkannten Institution. Seit 1979 ist sie nationale Gesundheitsberaterin für das Lepra- und Tuberkulose-Kontrollprogramm und zwar im Rang einer Staatssekretärin der pakistanischen Regierung. Auf Bezahlung und Dienstwagen verzichtet sie. Stattdessen betreut sie seit dem Afghanistan-Krieg mit einem ganzen Team zigtausende afghanische Flüchtlinge, die als "displaced persons" in pakistanischen Lagern im Elend leben.

Kürzlich ist die Bilanz ihres abenteuerlichen Lebens in Buchform erschienen unter dem Titel "Leben ist anders" (Verlag Herder). Wer ist diese Frau? Was ist ihre Mission? Was glaubt sie? Woran zweifelt sie? Johannes Kaup hat Ruth Pfau besucht und mit ihr über ihr Leben und ihren Glauben gesprochen.

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