Gedanken für den Tag

von Julya Rabinowich, Schriftstellerin. "Im Spiegel der Angst: Eine andere Welt ist möglich". Gestaltung: Alexandra Mantler

Das Argument, es würden so viele Paare auf ein Adoptivkind warten, dass man die heterosexuellen natürlich vorziehen müsse, widerspricht nicht nur dem Gedanken der Gleichbehandlung. Es segregiert bewusst Bevölkerungsschichten. Mit der Behauptung, ein Kind benötige zwingend Vater und Mutter für seine Weiterentwicklung wird jedes andere Lebensmodell als minderwertig dargestellt. Nicht nur das: jede Familie, bei der Vater oder Mutter, aus welchem Grund auch immer, fehlen, ist so betrachtet fehlerhaft und schlecht für die Entwicklung. Das ist, mit Verlaub, ein ziemlicher Holler und ein Schlag ins Gesicht all jener, die aus verschiedensten Gründen ein anderes Modell leben. Ich bin mir sicher: Eine lieblose Mutter und ein die meiste Zeit abwesender Vater zum Beispiel sind gewiss nicht besser für das Heranwachsen eines Kindes als zwei engagierte homosexuelle Menschen oder Alleinerziehende, die dafür sorgen, dass es noch andere identitätsstiftende Personen im Leben des Kindes gibt. Kinder brauchen vor allem eines: Kontinuität, Stabilität und Geborgenheit. Allein dass es notwendig ist, eine solche Diskussion zu führen, zeigt, dass es in der gesellschaftspolitischen Entwicklung durchaus Luft nach oben gibt. Angst ist kein guter Ratgeber, und Vorurteile noch schlechtere Wegweiser. Wir könnten langsam aufhören, uns vor weniger Gewohntem zu fürchten. Eine der weltweit größten Studien, die sogenannte Regenbogenfamilien untersucht, findet derzeit an der Universität Melbourne in Australien statt. Es wurden keine signifikanten Unterschiede in emotionaler Stabilität festgestellt. Die Ängste sind meiner Meinung nach unbegründet, und ich vertraue darauf, dass unsere Gesellschaft wandlungs- und lernfähig ist.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Album: MERRY MUSIC FOR CHILDREN
* Pantomime - Nr.10 (00:02:05)
Titel: Les Petits riens KV 299b (Anh.10) - Auszüge aus der Ballettmusik zur gleichnamigen Pantomime
Orchester: Franz Liszt Kammerorchester Budapest
Leitung: János Rolla
Länge: 02:00 min
Label: Hungaroton Classic HCD 32228

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