Hörbilder

Paar-Geschichten. Eine Hörbilder-Serie im August.
Teich und Teichova. Zu Besuch beim renommierten Historikerpaar Alice Teichova und Mikulás Teich in England. Von Ute Maurnböck-Mosser

Sie begegnen sich 1940 in England, Exeter. Im Haus ihrer Eltern fragt der 22-jährige Tscheche Mikulás die lebenslustige österreichische Studentin Alice, ob sie mit ihm ins Kino gehen möchte. "Nein!", gibt sie ihm zur Antwort. "Du Vieh!", entgegnet er, wobei es sich bei diesem Ausdruck um eine im Tschechischen freundlich gemeinte Anrede handelt.
Trotz des Missverständnisses kann der angehende Wissenschaftshistoriker Mikulás Alice doch noch zum Kinobesuch überreden. Zugleich ist dies der Anfang eines inzwischen mehr als sechzigjährigen gemeinsamen Lebens, das von Brüchen und Neuanfängen geprägt ist.

Alice und Mikulás sind jüdischer Herkunft, beide sind dem Nationalsozialismus entkommen und Ende der 1930er Jahre nach England emigriert. Nach dem Zweiten Weltkrieg reist das Paar, beide sind überzeugte Kommunisten, in die Tschechoslowakei und engagiert sich am Aufbau einer besseren Zukunft der Gesellschaft. Umso enttäuschter verlassen sie nach der Niederschlagung des Prager Frühlings das Land. Als mittlerweile renommierten Historikern gelingt ihnen ein Neubeginn - wiederum in England. "Viele Kollegen und Freunde wundern sich zwar, respektieren aber, dass wir auch weiterhin über Formen des Sozialismus und eine Gesellschaft, die gerechter, egalitärer und menschlicher ist, nachdenken", meint Alice Teichova, die unter anderem 1998 als Mitglied der Historikerkommission den Umgang Österreichs mit der NS-Vergangenheit untersucht hat.
Ute Maurnböck-Mosser hat mit dem Paar in Cambridge gesprochen.

Redaktion und Produktion: Eva Roither

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