Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Eine Welt aus Schleim
Über das Leben im Biofilm
Gestaltung: Wolfgang Däuble

Biofilme haben keinen guten Ruf: Sie entwickeln sich auf ungeputzten Zähnen, werden bei Erkältungen ausgehustet oder bilden glitschige Beläge in stehenden Gewässern - der Mensch meidet schleimiges meist so gut es geht. Dabei verbirgt sich in den glibbrigen, unappetitlichen Massen meist eine unglaublich komplexe und durchstrukturierte Lebensgemeinschaft: Milliarden von Mikroorganismen finden sich hier zusammen, um gemeinsam den Umweltbedingungen zu trotzen. Dafür betreiben sie einigen Aufwand: Bewegliche Mikroben trennen sich von ihren Fortbewegungsorganen und scheiden Stoffe aus, die sie mit anderen Einzellern zusammenkleben lassen, spezielle Signalmoleküle sorgen für die Kommunikation untereinander und sogar das Erbgut wird untereinander geteilt. Es bilden sich Poren, Kanäle und Gänge, die einen Stoffaustausch durch alle Schleimschichten gewährleisten und sich wechselnden Bedingungen flexibel anpassen. Mit dieser Strategie sind die Kleinstlebewesen überaus erfolgreich: Biofilme finden sich in Wüsten ebenso wie auf Gletschern, in Böden und auf Gestein, in Pflanzen, Tieren, Öltanks - sogar zur Raumstation MIR haben sie es geschafft. Die ältesten bekannten Fossilien, 3,2 Milliarden alte Stromatoliten, sind Überreste urzeitlicher Biofilme.

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