Gedanken für den Tag

von Herbert Pietschmann, Physiker. "Die Schöpfung und ihre Mechanismen". Gestaltung: Alexandra Mantler

Eine der großen Fragen der Philosophie lautet: Warum ist nicht Nichts? Die Frage zielt nicht auf eine Ursache, vielmehr auf den Grund für das Sein.

Die Frage hat zwei zu unterscheidende Seiten; eine äußere und eine innere. Die äußere Frage zielt auf das Universum mit seiner atemberaubenden Vielfalt. Die innere Frage kann auch lauten: Warum bin Ich?

Man kann diese Frage beiseiteschieben, um sich nützlicheren Problemen zu widmen. (Manche Menschen bezeichnen sich dann gerne als Agnostiker.) Man kann sich auch damit begnügen, dass alles zufällig entstanden ist, inklusive dem eigenen Ich. Dies führt zum Atheismus. Man kann aber auch anerkennen, dass es für das Ich und das Sein einen Grund geben muss. Dies führt zu den Religionen. Dabei ist zwischen der asiatischen und der europäischen Einstellung zu unterscheiden.

In Asien meinen die großen Religionen, dass der Seinsgrund nicht mit Worten zu erfassen ist und daher der Weg der Religion über Meditation und Versenkung führt. "Tao" heißt der Seinsgrund für viele Chinesen, aber das Buch des Taoismus - das Tao-te-king - beginnt mit den Worten: "Das ausgesprochene Tao ist nicht das Tao".

Für die abendländischen Kulturen hat sich der Seinsgrund selbst fassbar gemacht; zuerst im brennenden Dornbusch mit den Worten "Ich bin der ich bin" und dann wurde er in Jesus von Nazareth selbst vorübergehend Mensch. Freilich bleibt es dem individuellen Glauben überlassen, dies so zu sehen, dass aber damit eine großartige Kultur entstanden ist, die unser Europa geformt hat, sollte nicht vergessen werden.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Titel: Sonate für Klavier Nr.20 in G-Dur op.49 Nr.2
* Tempo di Menuetto - 2.Satz (00:03:46)
Klaviersonate
Solist/Solistin: Emil Gilels /Klavier
Länge: 02:20 min
Label: DG 4191722

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