Radiogeschichten

"Die Nachtigall und die Rose". Von Oscar Wilde (160. Geburtstag am 16. Oktober). Aus dem Englischen von Pamela Meyer. Es liest Raphael von Bargen. Gestaltung: Stefanie Zussner

"Hier ist endlich ein wahrhaft Liebender", bemerkt die Nachtigall, als sie von ihrem Nest aus den weinenden jungen Mann beobachtet. Sie hat Mitleid mit dem Studenten, der die Tochter eines Professors liebt. Diese will auf einem Ball nur mit ihm tanzen, wenn er ihr eine rote Rose bringt. Keiner der Rosensträucher im Garten trägt rote Rosen, und der rote Rosenstrauch steht durch den harten Winter nicht in Blüte. Wenn die Nachtigall eine ganze Nacht für ihn singe und sich dabei einen Dorn tief in ihre Brust bohre, so könne der Rosenstrauch eine Blüte hervorbringen. Die Nachtigall formt aus Musik im Mondlicht eine Rose für den Studenten und färbt sie mit ihrem Herzblut. Wenn er dafür nur ein wahrhaft Liebender sei.

"Die Nachtigall und die Rose" zählt zu den Kunstmärchen, die Oscar Wilde für seine beiden Söhne schrieb und die 1888 in der Prosasammlung "Der glückliche Prinz und andere Märchen" veröffentlicht wurden.

Der irische Schriftsteller Oscar Wilde, geboren 1854 in Dublin, war für seine Sprachgewandtheit berühmt, zugleich aber auch als Skandalautor und Dandy verschrien. Von seinen Gesellschaftskomödien, allesamt eine Satire auf die englische Oberklasse, sind "The Importance of Being Ernest" (1895) und "Lady Windermere's Fan" (1892) wohl die bekanntesten. Sein einziger Roman, "Das Bildnis des Dorian Gray" lieferte die Vorlage für zahlreiche Ballett-, Opern-, Musical- und Theaterfassungen und wurde seit 1910 mehrmals verfilmt.

Service

Aus: "Rosen. Texte aus der Weltliteratur", hrsg. von Anne Marie Fröhlich, Manesse Verlag 1997

Sendereihe

Gestaltung

  • Stefanie Zussner