Radiogeschichten

"Die Zuflucht". Von Christine Brückner. Es liest Wolfgang Hübsch (75. Geburtstag). Gestaltung: Stefanie Zussner

Nach dem Tod seiner Frau zieht Anton W. nicht zu seinem Sohn Paul, sondern in die Laube, die er sich im Laufe der Jahre mit seiner Frau Lisbeth hergerichtet hatte. Erinnerungen an die Kriegszeit und das Aufwachsen der Kinder, spärliche Besuche und der Gang zum Friedhof bestimmen nun den Alltag des Rentners. Als sich die Fürsorge, der Pfarrer und das Einwohnermeldeamt überzeugt haben, dass mit ihm noch alles in Ordnung ist, lässt man ihn in Ruhe. Auch seine Enkelkinder werden für einige Zeit zu Bewohnern der Laube. Man zieht in die Laube, wenn man nicht weiß, wohin.

Die Romane "Jauche und Levkojen", "Nirgendwo ist Poenichen" und "Die Quints" (1975 bis 1985 erschienen), zur sogenannten Poenichen-Trilogie gehörend, waren Christine Brückners erfolgreichste Romane und wurden für das Fernsehen verfilmt.

Die 1921 in Schmillinghausen (Hessen) geborene Christine Brückner legte nach dem Krieg ihr Examen als Diplombibliothekarin ab und studierte Volkswirtschaft, Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Psychologie in Marburg.

Gleich der erste Roman "Ehe die Spuren vergehen" (1954) wurde ein so großer Erfolg, dass Brückner als freie Schriftstellerin leben konnte. Ihre Bücher erzielten hohe Auflagen, die unterhaltsame Behandlung elementarer menschlicher Themen insbesondere aus der Frauenperspektive war Brückners zentrales Anliegen.

Die Monologe "Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen" (1983) begründen auch Brückners Erfolg als Theaterautorin und gehören zu den meistgespielten zeitgenössischen Theaterstücken. Von 1980 bis 1984 war sie Vize-Präsidentin des deutschen PEN-Zentrums. 1996 verstarb die deutsche Schriftstellerin in Kassel.

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