Gedanken für den Tag

von Barbara Pachl-Eberhart, Autorin und Dialogprozessbegleiterin. "Von der Kunst, im Kleinen und im Großen immer wieder aufzustehen". Gestaltung: Alexandra Mantler

Ich habe neun Jahre lang als Clown gearbeitet. Wenn man es bildhaft betrachtet, so war das Aufstehen mein Beruf. Das Aufstehen nach dem Fall. Das Weitermachen nach dem Scheitern. Das Spiel mit kleinen und großen Unfällen, mit unlösbaren Problemen, und mit neuen Möglichkeiten, die erst da auftauchen, wo die Lage scheinbar hoffnungslos scheint.

Als Clowns im Krankenhaus waren wir immer zu zweit unterwegs. In unserem Garderobenschrank hing ein Zettel, auf dem standen zwei Sätze - die Grundprinzipien unserer Arbeit. Erstens: Bring your partner into the shit. Und zweitens: Let your partner shine. Mach deinem Partner das Leben so schwer wie möglich. Und lasse ihn dabei im besten Licht dastehen. Lache ihn nicht aus, verspotte ihn nicht. Aber wenn er ein Problem hat, füge einfach noch eines dazu. Oder zwei. Du weißt: Er wird eine Lösung finden. Und wenn er es geschafft hat, wird er ein bisschen größer sein als vorher.

Manchmal kommt es mir so vor, als sei das Leben der beste Clownpartner aller Zeiten. Es lässt mich stolpern. Es macht mir Probleme, stellt mich vor Hürden, die ich kaum auf direktem Weg überwinden kann. Doch so wie ein guter Clownpartner lacht auch das Leben mich niemals aus, egal, wie lange ich brauche, egal, wie oft ich mir die Nase an der Tür stoße. Ich meine zu spüren, wie das Leben mich anfeuert. "Sei mutig". Es spornt mich dazu an, beharrlich und kreativ zu sein. Ich darf üben, ich darf probieren, ich darf wachsen. An den Aufgaben, und vor allem am Spiel mit den Hürden, vor die mich das Leben stellt.

Die Lösung kenne ich nicht im Voraus. Es ist nicht immer leicht, nach dem Fallen wieder aufzustehen. Doch es kann zum Spiel werden, dann, wenn ich nicht schimpfe und mich nicht beschwere, sondern darauf vertraue, dass ich selbst inmitten von Versuch und Irrtum leuchten kann. Und dann, gerade da, wo es aussichtslos scheint, taucht womöglich, wie aus dem Nichts, eine Lösung auf, die mich selbst überrascht.

Service

Buch, Barbara Pachl-Eberhart, "Warum gerade du? Persönliche Antworten auf die großen Fragen der Trauer", Integral-Verlag

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Gioachino Rossini/1792 - 1868
Titel: Sonata I in G-Dur aus "Sei sonate a quatro" für Flöte, Violine, Viola und Violoncello
* Allegro - 3.Satz (00:02:20)
Solist/Solistin: Peter Lukas Graf /Flöte
Ausführende: Carmina Streichtrio
Ausführender/Ausführende: Matthias Enderle /Violine
Ausführender/Ausführende: Wendy Champney /Viola
Ausführender/Ausführende: Stephan Goerner /Violoncello
Länge: 02:00 min
Label: Claves 50-8608

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