Gedanken für den Tag

von Franz Winter, Religionswissenschaftler. "In Erwartung" - Feste als Unterbrechung des Alltags. Gestaltung: Alexandra Mantler

Inwiefern wandeln sich Feste? Beispiel Weihnachten

Religiöse Feste unterlaufen natürlich auch so wie die Religionen selbst beständig Wandlungen. Das lässt sich im Zusammenhang mit der jüngeren Geschichte des Weihnachtsfests am Beispiel des "Weihnachstmanns" als Hauptakteur schön zeigen. Die früher viel zentralere Figur des neugeborenen Jesus in der Krippe verliert ja immer mehr an Bedeutung. Krippenspiele oder der Nachbau von Krippen, bzw. das Aufstellen von Krippen war ein ganz zentrales Moment insbesondere der alpenländischen katholischen Religionskultur, wobei die historischen Wurzeln hier möglicherweise bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen.

Was nun den neuerdings immer populäreren Weihnachtsmann betrifft, so lassen sich hier interessante Entwicklungen beobachten. Historisch gesehen handelt es sich dabei eigentlich um eine Erweiterung der Figur des Heiligen Nikolaus, dessen Fest ja traditionell am 6. Dezember, also in der Vorbereitungszeit hin zu Weihnachten, gefeiert wird.

Für die Entfaltung des Weihnachtsmanns bedeutend war hier vor allem der holländische Nikolaus, der "Sinterklaas", die "Urform" des Weihnachtsmanns, wo auch Elemente vorchristlicher germanischer Mythologie eingeflossen sind, beispielsweise der Gott Odin und seine Verbindung zu nächtlichen Prozessionen von Geistwesen am Himmel. Die sogenannte "Wilde Jagd" ist für das Bild vom Weihnachtsmann und seiner Schlittenfahrt in der Luft bedeutsam gewesen.

Neben dem holländischen Sinterklaas ist für die weitere Geschichte dann die englische Figur des "Father Christmas" zu nennen, die bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht und ursprünglich so etwas wie die Verkörperung der guten Laune und Freude beim Weihnachtsfest selbst war.

Beide Figuren fließen dann in den USA in den "Santa Claus" ein, der schließlich im 19. Jahrhundert seine heutigen Züge bekommt. Dort erhält er dann auch sein typisches Aussehen und wird Teil einer Populärkultur, die wiederum seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf Europa einwirkte.

Einen großen Anteil an der aktuellen Ikonographie des Santa Claus hatte übrigens die Firma Coca Cola, die bereits in den 1920er Jahren den Santa Claus als Werbeträger entdeckte. Der Graphiker Haddon Sundblom kreierte den Typus in Orientierung an dem Gedicht "A Visit from St. Nicholas" von Clement Clarke Moore aus 1822, wo der Nikolaus als der Bringer der Weihnachtsgeschenke beschrieben wird.

Service

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Gareth Wood
Titel: THE MUSIC OF CHRISTMAS
Untertitel: Classical Christmas tales
Titel: The Sleighride
Länge: 02:00 min
Label: Cavendish Music CAV CD 12

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