Leporello
Michael Niavarani über seinen Heimat-Begriff
20. Jänner 2015, 07:52
Als der bayrische Regisseur Joseph Vilsmaier erfuhr, dass er für die österreichische Produktionsfirma Lisa-Film einen Streifen über Österreich drehen wird, war Michael Niavarani seine erste Wahl für die Off-Stimme. Damit betritt der Kabarettist und Schauspieler nach seiner Shakespeare-Produktion "Die unglaubliche Tragödie von RICHARD III." abermals ein für ihn komplett neues Terrain: das Genre des Dokumentarfilms.
Ab Ende Jänner in den Kinos zu sehen, präsentiert der Film unter dem Titel "Oben und Unten" Österreichs neun Bundesländer von ihrer schönsten Seite. Vom Hubschrauber aus gefilmt, streift der Blick über liebliche Weinberge, imposante Berggipfel, Fluss und Seelandschaften, Burgen, Schlösser und Klöster. Ab und zu führt die Flugbahn des Helikopters hinab in Täler, Wälder und Gassen um Details einzufangen und Menschen in ihrem Lebensraum zu zeigen - ob bei ihrer Arbeit oder ihren Festen, beim Almabtrieb, am Wiener Karlsplatz, bei den Salzburger Festspielen oder beim Sonnwendfeuer in der Wachau.
Das sei eine angenehme Abwechslung zum Alltag eines Kabarettisten, sagt Michael Niavarani, der gesellschaftliches, soziales oder politisches Geschehen meist kritisch bis negativ zu betrachten hat. Dennoch musste sich der Satiriker nicht ganz zurückhalten. Nachdem es Joseph Vilsmaier wichtig war, dass die Dokumentation nicht zu lehrmeisterlich rüber kommt, war Michael Niavarani als Österreicher und "Parade-Wiener" dazu eingeladen, sich mit seinem "Wiener Schmäh" einzubringen.
Genau genommen ist Michael Niavarani halb Perser, ein Viertel Tscheche und ein Viertel Österreicher. Nicht nur deswegen kann er mit dem Begriff Heimat und Nationalstolz wenig anfangen. In Wien geboren definiert er sich zwar als Wiener, hat aber auch Verwandtschaft in London, wo er sich gut vorstellen könnte zu leben. Tatsächlich sieht er sich aber als Weltenbürger und fühlt sich immer dort heimisch, wo er sich wohl fühlt: auf den Brettern, die ihm die Welt bedeuten.- Gestaltung: Ursula Mürling-Darrer
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