Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Taxifahrt mit Spinnenbrosche. Ein Porträt des französischen Mathematikers Cédric Villani. Gestaltung: Armin Stadler

Der Mann, der ins Taxi steigt, ist wie ein Gelehrter des späten 19. Jahrhunderts gekleidet: Schwarzer Dreiteiler, um den Hemdkragen eine rote Seidenschleife gebunden, in der Weste steckt eine Taschenuhr, das Revers ziert eine Spinnenbrosche. Er hasse Autofahren, sagt Cédric Villani zur Begrüßung. Das Taxi kutschiert den 41-Jährigen von der französischen Botschaft in Wien zum "Institute of Science and Technology Austria" in Klosterneuburg, wo der Mathematiker einen Vortrag hält. Seit Villani 2010 die Fields-Medaille erhalten hat, eine Art Nobelpreis für Mathematik, ist er ein international begehrter Redner und ein Medienstar.

Villanis Zeit ist knapp, weshalb das Interview im Taxi stattfinden muss. Der Mathematiker erzählt von seinem Vorbild, dem österreichischen Physiker Ludwig Boltzmann, von seiner prämierten Arbeit über die Landau-Dämpfung, vom Arbeitsalltag eines Spitzenmathematikers, von der Schönheit der Gleichungen, welche Musik er beim Nachdenken hört, weshalb es in Frankreich so viele herausragende Mathematiker gibt und wie er in Princeton zu exquisitem Käse kam. "Wichtig", meint Villani, bevor er aus dem Taxi springt, denn schließlich sei er "nicht nur Mathematiker, sondern auch Franzose."

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