Betrifft: Geschichte

Gefangen - verschleppt - verkauft. Die lange historische Praxis, rekonstruiert aus den Berichten Betroffener. Mit Mario Klarer, Institut für Amerikastudien, Universität Innsbruck. Gestaltung: Martin Adel

Lange bevor die menschliche Arbeitskraft in Form des Arbeitsmarkts in die kapitalistische Warenproduktion integriert wurde, war der Handel mit Menschen bereits ein wichtiges ökonomisches Thema: Sklaven! Sklaven waren ein oft entscheidender Wirtschaftsfaktor - sowohl für die Händler, als auch für die Abnehmer. Nicht immer waren Sklaven die ethnisch, kulturell oder religiös "anderen", aber doch zumeist. Und diese Geschäfts- bzw. Wirtschaftsform war bis ins 19. Jahrhundert weit verbreitet, wobei v. a. Piraterie und Seekriege den entsprechenden Nachschub lieferten.

Schon Julius Cäsar wurde von Piraten entführt; und das nicht bei Asterix und Obelix. Sehr oft ging es ja auch gar nicht um Arbeits- oder Galeerensklaven, sondern schlicht und einfach darum, Geiseln zu nehmen, um dem Gegner Lösegeld abzupressen. Das glückliche und großmütige Ende der "Entführung aus dem Serail" verdankt sich eher einer Utopie des aufgeklärten Zeitalters. In Voltaires "Candide" finden sich allerdings viel "realistischere" Beschreibungen, die indirekt auch auf die lange Tradition von Berichten ehemaliger Gefangener verweisen. Im Zentrum dieser Überlieferungen steht zumeist die Jahrhunderte andauernde Rivalität um die Vorherrschaft im Mittelmeer, d. h. zwischen dem christlichen Europa und dem islamischen Osmanischen Reich bzw. den "Barbareskenstaaten" Nordafrikas. Es wird kaum verwundern, dass die Berichte ehemaliger Gefangener stereotype Zuschreibungen des Gegners noch verstärkten; umso interessanter die gegenteiligen Berichte, die ein sehr differenziertes oder gar positives Bild zeichnen.

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