Gedanken für den Tag

21. Februar 2015, 06:56

Am Ende der Woche möchte ich über die stärkste Kraft, die ich kenne, nachdenken: über die Kraft der Liebe. Liebe wird auch durch Gewohnheiten zusammengehalten, nicht nur, aber auch. Liebe ist ein großes Wort, trieft auch ein bisschen, weil es manchmal kitschig sein kann. Liebe wird in der Philosophie gerne beschrieben als "starke Sorge", als starke Sorge um das Wohlergehen eines anderen. Liebe wird auch beschrieben als die Bildung eines "Wir". Wenn ein Mensch einen anderen Menschen liebt, entsteht ein Wir.

Einen Menschen zu lieben heißt, in diesem Menschen einen Wert zu sehen, den andere Menschen - vielleicht auch dieser Mensch selbst - so nicht sehen können.

Liebe ist ein schönes Wort und vor allem die Praxis, die Liebe ermöglicht, ist wunderschön. Jean Vanier, der Gründer von "L'Arche", hat viel über die Liebe nachgedacht. "L'Arche" ist ein internationales Netzwerk, wo Menschen mit schweren Behinderungen mit anderen Menschen zusammenleben und das Leben teilen. Jean Vanier hat gesagt: Liebe, das heißt Zeit mit einem anderen Menschen zu verbringen. Oder mehr noch: Liebe, das heißt Zeit mit einem Menschen zu verschwenden, nicht auf die Uhr zu sehen, nicht auf Produktivität zu achten.

Liebe ist ein schönes Wort und auch eine große Anstrengung. Die englische Philosophin Iris Murdoch hat Liebe verglichen mit dem Erlernen einer Fremdsprache. Du musst geduldig und ausdauernd sein, Du musst demütig sein und Du musst eine gewisse Selbstvergessenheit aufweisen. So erlernen wir eine Fremdsprache und so lieben wir einen anderen Menschen.

Und so ist für mich die Fastenzeit vor allem auch eine Trainingszeit, um Experimente mit der Liebe, mit der Liebe als einer Fremdsprache, die ich mir neu aneignen muss, zu machen.

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler